Die Zörbiger Saftbahn

Pressemeldung vom 26.10.2006


"Saftbahn\" rollt für den Güterverkehr

Strecke Bitterfeld-Zörbig vom Verkehrsminister freigegeben

Es ist fast wie in alten Zeiten. Geschäftiger Betrieb auf dem Bahnhof von Großzöberitz, einem der Haltepunkte der \"Saftbahn\" zwischen Bitterfeld und Stumsdorf. Doch es sollte am Mittwoch eine Ausnahme sein, dass ein Triebwagen an dieser Stelle hält und Fahrgäste mit auf die Reise nimmt. Allem voran Bau- und Verkehrsminister Karl-Heinz Daehre, der auf Einladung der Zörbiger Infrastrukturgesellschaft mbH (ZIG) zur feierlichen Freigabe des Streckennetzes Bitterfeld-Zörbig auf dem Großzöberitzer \"Gut Tannepöls\" angereist war.
\"Es sind heute fast so viele Leute, wie am 28. September 2002, der letzten Fahrt der Zörbiger Saftbahn zwischen Bitterfeld und Stumsdorf vor der Stilllegung durch die Deutsche Bahn AG.\" Die Freude darüber, dass über diese Schiene trotz aller Unkenrufe wieder Züge rollen, ist Tobias Herbsleb vom Fahrgastverband \"Pro Bahn\" anzusehen. Dem engagierten jungen Mann ist es ein Stück weit mit zu verdanken, dass zumindest zwischen Bitterfeld und Zörbig wieder Güterzüge rollen.
Doch es war ein zäher Kampf. Dreh- und Angelpunkt das Geld. Denn die marode Strecke hätte für den weiteren Betrieb unbedingt wieder auf Vordermann gebracht werden müssen. \"Zehn Millionen Euro waren von der Bahn damals veranschlagt worden\", erinnert sich Herbsleb. Doch tatsächlich benötigt wurden noch nicht einmal 1,3 Millionen Euro\", erklärte der Geschäftsführer der Infrastrukturgesellschaft, die die gepachtete Bahnanlage von der DB-Netz AG betreut. Gegründet wurde die ZIG im Oktober 2004 als 100-prozentige Tochter der Stadt Zörbig auch mit dem Ziel, die Bahnstrecke wieder zu beleben.
Und das ist geschehen. Mit Zuwendungen vom Land, Eigenmitteln und einen Zuschuss von der Mitteldeutschen BioEnergie Verwaltung GmbH (MBE), die im Zörbiger Gewerbegebiet Thura-Mark aus Getreide Ethanol herstellt, konnte das Projekt in Angriff genommen werden. MBE ist derzeit der einzige Nutzer der \"Saftbahnstrecke\". Doch vor dem Hintergrund der Kreisfusion wäre die Wiederinbetriebnahme der Strecke bis Stumsdorf, mit Anschluss nach Köthen, eine prima Sache, meinte Zörbigs Bürgermeister Rolf Sonnenberger.
Daehre bezeichnete die Wiederinbetriebnahme der Bahnstrecke als \"einen Beleg dafür, dass die Schiene nach wie vor ein sehr effizienter Transportweg und im Vergleich zur Straße durchaus konkurrenzfähig ist\". Es sei deshalb richtig und weitsichtig gewesen, die Straßenbrücke, die im Zuge des Neubaus der Ortsumgehung Stumsdorf (B 183n) notwendig wurde, zu bauen, obwohl die Bahnstrecke Bitterfeld-Stumsdorf zu diesem Zeitpunkt bereits stillgelegt war. Und er konnte sich auch nicht verkneifen, das damalige \"populistische Gezetere des Bundesrechnungshofes über eine vermeindliche Steuergeldverschwendung\" nochmals ins Gespräch zu bringen.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung, Großzöberitz/MZ, Iris Lademann, 26.10.2006

zurück zur Presseübersicht