Die Zörbiger Saftbahn

Pressemeldung vom 01.08.2009


Stumsdorf erhielt erste Bahnstation

Für Bitterfeld beginnt eine neue Ära.

Mit der Eisenbahn beginnt für Bitterfeld eine neue Ära. "Diesen Karren, der durch die Welt rollt, hält kein Menschenarm mehr auf", sagte der spätere preußische König Friedrich Wilhelm IV. am 29. Oktober 1838 bei der Einweihung der ersten preußischen Eisenbahnlinie von Berlin nach Potsdam. Mit der am 22. Juli 1840 eröffneten Bahnlinie Magdeburg. Köthen-Halle-Leipzig erhielt als erster Ort Stumsdorf im Altkreis Bitterfeld eine Bahnstation.

Anfang der fünfziger Jahre des 19. Jahrhunderts verbreiteten sich in Bitterfeld Gerüchte über einen bevorstehenden Bahnbau. Aus Gerüchten wurde Wirklichkeit. Bereist 1854 erfolgten erste Vermessungsarbeiten. Am 25. Februar 1856 erteilte König Friedrich Wilhelm IV. der Berlin-Anhalter-Eisenbahngesellschaft die Genehmigung für den Bau der Eisenbahnen von Wittenberg und Dessau über Bitterfeld nach Halle und Leipzig.
Der erste Spatenstich zum Bahnbau in Bitterfelder Flur erfolgte am 14. Oktober 1856. Die erste Lokomotive, sie trug den Namen "Faust", wurde auf besonders gebauten Wagen von Jeßnitzer Fuhrwerkern in Einzelteile zerlegt am 6. März 1857 nach Bitterfeld transportiert. Hier wurde sie wieder zusammengebaut. Bereits am 10. März konnte der Kessel angeheizt werden. Ihr erster Pfiff ertönte am Nachmittag des selben Tages. Über die Mulde war eine provisorische Brücke gebaut worden. Über diese Brücke erfolgte am 16. März 1857 die erste Probefahrt. Am 17. August 1857, 7.45 Uhr fuhr der erste Zug von Bitterfeld nach Dessau, am 17. Dezember 1857 waren alle Strecken für den Verkehr freigegeben. Bitterfeld war Eisenbahnknotenpunkt.
Die Bitterfelder Stadtväter hoffen auf eine Belebung der Wirtschaft, die vom Niedergang der Tuchfabrikation betroffen war. Sie schrieben in ihren Verwaltungsbericht für 1857: "Ob der Bau der Eisenbahn den Verkehr unserer Stadt erhöhen, neue Erwerbszweige herbeiziehen und somit eine Wohltat für die hiesige Einwohnerschaft werden wird, ist mit Sicherheit nicht vorauszusehen. Doch hoffen und wünschen wir es, damit der frühere allgemeine Wohlstand recht bald wiederkehre.
Auf den Betrieb der hiesigen Gewerbetreibenden ist der Eisenbahnbau nicht ohne Einfluss geblieben, da dieselben reichlich Absatz für ihre Produkte fanden". Die Hoffnungen erfüllten sich. Die Braunkohleförderung und mit ihr verbundene Industriezweige begannen zu blühen. Die Bahn ermöglichte das erreichen weiterer Absatzgebiete. Die Kohlegruben wurden durch Zweigbahnen an die Hauptstrecken angeschlossen. E begann eine neue Etappe des Weges der Bitterfeld-Wolfener Region zur Großindustrie.

wird fortgesetzt

Mitteldeutsche Zeitung, Bitterfeld/MZ, Lothar Herbst, Ausgabe 01.08.2009

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