Bahnromantik zum Geburtstag
BAHNBEGEISTERUNG Zörbiger feierten den 111. Geburtstag ihrer Saftbahn mit einem großen Fest. Mehr als 1000 Menschen waren am Sonnabend mit der für kurze Zeit wiederbelebten Traditionsbahn unterwegs.
Die Zörbiger Saftbahn lebt. Was seit geraumer Zeit für den Transport von Gütern stimmt, hat jetzt auch für den Personenverkehr seine Berechtigung - wenn auch nur für ganz kurze Zeit.
Gut sechs Jahre nachdem zum letzten Mal auf der Strecke zwischen Bitterfeld und Stumsdorf Triebwagen unterwegs waren, rollten am Sonnabend wieder Personenzüge. Das Ganze zugegeben in einem historischen Gewand und mit einem dampfenden Ungetüm, das so wohl nie auf der Route unterwegs war. "Wir haben auf der ganzen Linie gepunktet", schätzt Sebastian Herbsleb, Geschäftsführer der Zörbiger Eisenbahngesellschaft (ZEG), ein. Die ZEG, die sich darum bemüht, der alten Trasse mit Güter- und Personenverkehr wieder Leben einzuhauchen, zog gestern eine erste Bilanz. 1 280 zahlende Gäste seien Zug gefahren zum 111. Geburtstag der Saftbahn, der am Sonnabend zünftig gefeiert wurde. Rechne man noch die Kinder bis sechs Jahre hinzu, die Bahnromantik kostenfrei hätten erleben können, wären bestimmt 1 500 Leute unterwegs gewesen.
Tatsächlich mussten vor dem Geburtstag zahlreiche Hürden aus dem Weg geräumt werden. Nicht nur, dass Genehmigungen einzuholen waren, ein Betriebskonzept samt Ersatzlok vorhanden sein musste: Die Zörbiger Eisenbahner haben auf insgesamt 600 Meter Länge Strecken frei geschnitten, Unrat beseitigt und Bahnsteige ertüchtigt. Das war die Grundlage dafür, dass Holger Kames und Alex Schröter richtig auftrumpfen konnten. Sie steuerten die Dampflok der Baureihe 52 Reko. Beide sind beruflich auf viel moderneren Loks unterwegs. "Aber Dampflok ist was besonderes." Deshalb engagieren sie sich im Eisenbahnmuseum Bayerischer Bahnhof zu Leipzig, legen sich bei Sonderfahrten wie denen zwischen Zörbig und dem Bitterfelder Bahnhof Grube Antonie ins Zeug. "Begeisterung ist in Ordnung. Aber du musst höllisch aufpassen, dass der Hobby-Fotograf nicht im Gleis herumturnt."
Begeisterung war spürbar in Zörbig. Die Alteingesessenen philosophierten über die täglichen Fahrten und das Gedränge im Berufsverkehr, die Jüngsten wollten einfach nur Eisenbahn sehen. Werner Schwanitz vom Philatelistenverein 1950 Zörbig hatte voll zu tun. Während der Spielmannszug der Feuerwehr der Saftbahn sein Ständchen brachte, Verbio mit Bio-Power Gäste begrüßte und die Hüpfburg für Kinder bereitstand, stempelte er Marke um Marke ab. Die Briefmarkenfreunde hatten mehrere Marken, Sonderbriefe und Stempel auf den Weg gebracht.
Foto: THOMAS RUTTKE / MZ Die gute alte Dampflok schnaufte in den Zörbiger Bahnhof. Die kurze Aktivierung der Saftbahn zog viele Eisenbahn-Fans an. |
Quelle: Mitteldeutsche Zeitung Bitterfeld, Zörbig/MZ, Rulf Rostalsky, 29.09.2008