Erster Meilenstein erreicht
PROGROUP Die Anlaufphase der Fabrik ist abgeschlossen, die Prozesse werden optimiert. Doch was heißt das hinsichtlich der kritisierten Geruchsbelästigung?
Die Papierfabrik der familiengeführten Progroup in Sandersdorf zieht nach dem trotz Corona pünktlichen Produktionsstart im August vergangenen Jahres eine erste Bilanz. Und die fällt in den Augen von Vorstand Maximilian Heindl super aus. Den Januar 2021 bezeichnet er dabei als einen Meilenstein. In dem Monat sei in der Produktion erstmals die 50.000-Tonnen-Marke geknackt werden. „Wir haben jetzt 80 Prozent unserer Kapazitäten erreicht – ein sehr guter Wert“, sagt er.
Komplexe Anlage
Nun kann es quasi in die Vollen gehen. Die so genannte Anlaufphase, in der in der Fabrik viele Prozesse bei laufendem Betrieb aufeinander abgestimmt werden, ist nach seinen Worten so gut wie abgeschlossen. „Eine Papierfabrik ist eine komplexe Anlage“, erklärt er. „Bei uns geht es nicht nach dem Motto Stecker rein und los.“ Dennoch: Die Prozesse hätten sich gut stabilisiert. Es komme so kaum noch zu ungeplanten Stillständen.
Die seien letztlich eine Ursache dafür gewesen, dass das Papier, das biologische Bestandteile enthält, länger in den Einweich-Behältern lag, sich zersetzte und sich so der typische Geruch ausbreitete. „Wir arbeiten weiter an der Optimierung unserer Produktionsprozesse“, erklärt Heindl. „Je besser und stabiler die laufen, desto geringer ist der papiertypische Platzgeruch, der hin und wieder nicht gänzlich ausgeschlossen werden kann.“
In der Tat, sagt Maika Renken von der Bürgerinitiative Lebenswertes Thalheim, die sich gegen Geruch und nächtlichen Lärm stark macht, sei in letzter Zeit im Ort wenig oder gar nichts von den neuen Nachbarn zu riechen gewesen. Ihr Misstrauen allerdings, das vor allem aus den Erfahrungen in den Monaten Oktober, November und Dezember herrührt, bewahrten sich die Leute. „Im Moment haben wir Ruhe. Zur Zeit liegt unser Ort aber auch im Windschatten und die Wetterlage ist günstig. Doch unmittelbar dort, wo die Fahne hinweht, riecht es schon noch“, sagt sie. Die Thalheimer befürchten, dass sich im Sommer das Blatt wieder wenden könnte. Dann, wenn der Wind aus südwestlicher Richtung weht. „Wir werden sehen und behalten uns weitere Schritte vor.“ Das Landesverwaltungsamt indes nahm unlängst Messungen vor und will die Geruchsimmissionen neu bestimmen.
Mit ihrem Problem war die Bürgerinitiative bis zum Umweltausschuss nach Magdeburg vorgedrungen, wo sie auf AfD-Antrag hin die Situation dargelegt hat. Am 24. März wird es erneut Thema im Ausschuss sein, erklärt dessen Mitglied Daniel Roi (AfD). Die Thalheimer lassen hier nicht locker. „Ziel ist, dass der Betreiber nachbessert“, so Roi.
Vorstand Maximilian Heindl indes ist an einem guten Klima in der Region gelegen. „Dass wir uns auch kritischen Gesprächen stellen, gehört dazu“, sagt er und verweist darauf, dass Progroup mit dem Wassermanagemant und der Prozessstabilisierung bereits einiges zur Minimierung des Platzgeruchs getan habe. Und er verweist darauf, dass das Unternehmen sich in der Region – wie es bereits an den anderen Standorten des Unternehmens Tradition sei – auch als Förderer in Sachen Kinder- und Jugendarbeit engagiert und sich weiter engagieren will. „Eine Papierfabrik baut man nicht für kurze Zeit. Es ist eine langfristige, generationsübergreifende Investition in die Zukunft. Deshalb ist es uns wichtig, ein guter Nachbar zu sein und uns in der Region einzubringen.“
Dazu gehört für ihn auch, den über die Straße führenden Verkehr durch eine Bahntrasse spürbar zu verringern. In Sachen Gleisanschluss sei man „mittlerweile ein Stück weiter“.
Große Nachfrage
650 Millionen Euro hat Progroup in die Papierfabrik in Sandersdorf-Brehna investiert und damit unmittelbar 140 Arbeitsplätze geschaffen. Zähle man externe Dienstleistungen hinzu, komme man gar auf rund 500, so Heindl. Das Werk im Industriegebiet Stakendorfer Busch ist eins von elf zur Gruppe gehörenden Werken in sechs europäischen Ländern. In Sandersdorf wird Papier hergestellt, das in anderen Progroup-Fabriken zu Wellpappe weiterverarbeitet wird. Daraus schließlich stellen die Kunden des Unternehmens dann vielfältige Verpackungen her.
Mitteldeutsche Zeitung „ Bitterfelder Zeitung“, Sandersdorf/MZ von Christine Färber, 20./21.04.2021