Die Zörbiger Saftbahn

Pressemeldung vom 16.03.2012


\"Die geilste Sache seit Jahren\"

Stroh zu Gold machen - das konnte bisher nur Rumpelstilzchen. Jetzt kann es auch Claus Sauter - in der modernen Version.
In seinem Unternehmen Verbio in Zörbig ist gestern eine Anlage in Betrieb gegangen, die weltweit Einzigartiges kann: Aus Stroh wird hier Biomethan. Das Gas kommt, grob gesagt, als flüssiger Zusatz in die Tanks erdgasbetriebener Autos. Und das rentiert sich. \\\"Na klar, sonst würden wir das nicht machen\\\", sagt Sauter, der Bayer, der Anfang der 90er Jahre zufällig in Zörbig von der Autobahn 9 abgebogen war und 1992 hier begann, sein Unternehmen aufzubauen.

In dem werden Biokraftstoffe aus pflanzlichen Produkten hergestellt. Wurde zunächst Getreide zu Bioethanol verarbeitet, hat das Unternehmen jetzt mit der enzymatischen Aufspaltung von Stroh und der Weiterverarbeitung zu Biomethan den Knüller gelandet. Die stets umstrittene Frage \\\"Tank oder Teller?\\\" stellt sich damit nicht mehr. Und der Markt ist groß, die aktuellen Benzinpreise enorm.

Fünf Jahre intensive Forschung im Unternehmen Verbio haben die Lösung gebracht: eine Technologie, die weltweit ihresgleichen sucht. \\\"Im Labor konnten das schon viele, aber industriell - das können nur wir\\\", sagt Geschäftsführer Wolfram Klein. Darauf, sagt er, ist er stolz. Und das kann er durchaus sein. Denn: \\\"Damit setzen wir neue Standards in der Biokraftstoffbranche\\\", sagt Vorstandschef Sauter, der mit dem aus Stroh hergestellten Methan von Biokraftstoffen der zweiten Generation spricht. \\\"Wir setzen keine Nahrungsmittelrohstoffe ein, verdrängen damit keine landwirtschaftlichen Flächen, tun mit einer fast 90-prozentigen Senkung der Kohlendioxidwerte gegenüber fossilen Kraftstoffen etwas für den Klimaschutz und sind konkurrenzfähig. Das ist die geilste Sache der letzten 20 Jahre.\\\"

Bis zu 13 Millionen Tonnen Stroh liegen in Deutschland im Jahr ungenutzt herum. Aus einer Tonne von diesem Stroh, sagt Sauter, können 300 Liter Kraftstoff hergestellt werden. Die Branche rechnet mit einem Bedarf aktuell von rund vier Millionen Pkw.

Die neue Anlage, eine Investition von 2,5 Millionen Euro, kann 20 000 Tonnen Stroh im Jahr umwandeln. Das Biomethan wird in das Erdgasnetz des Gasversorgers Mitgas eingespeist. Es wird letztlich von Erdgasfahrzeugen genutzt. Der Preis, so der Experte, mache die Hälfte des herkömmlichen Benzinpreises aus. \\\"50 Tankstellen in Deutschland verkaufen schon unser Biomethan\\\", sagt er. \\\"Zu Erdgas-Preisen.\\\" Darauf, dass seine alternativen Energie-Produkte ganz ohne Subventionen über das EEG (das Erneuerbare-Energien-Gesetz regelt die bevorzugte Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Quellen ins Stromnetz) auskommen, ist er stolz. Für eine weitere Stroh-Biogasanlage laufen derzeit die Planungen, sie soll 2014 in Betrieb gehen. Das Sautersche-Konzept untermauert die Meinung von Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU), der immer schon \\\"Verbio als Flaggschiff verstanden\\\" hat, wie er betont. \\\"Das ist ein technologischer Durchbruch für die Biokraftstoffindustrie.\\\"

In Zörbig schließt sich zudem auf wunderbare Weise eine Wertschöpfungskette: Die Energie, die dem Acker entnommen wurde, kommt letztlich dorthin zurück. Denn die Reste der Produktion werden als Humusdünger wieder auf die Felder gebracht. Da hüpft das Herz von Landrat Uwe Schulze (CDU). \\\"Statt Kernkraftwerke Kornkraftwerke - da sträubt sich was in mir. Getreide verbrennen - da ist mir als Bauer etwas unwohl dabei. Die Reste zu verwerten, ist richtig. Das hat man uns auf dem Bauernhof beigebracht\\\", sagt er und lobt den Unternehmer, der konsequent auf regenerative Energien setzt. Denn auch Windräder gehören zum Verbio-Konzept.

120 Arbeitsplätze sind mit Verbio allein in Zörbig entstanden. Das Unternehmen gehört längst zur Stadt dazu. \\\"Es hat mit dazu beigetragen, ein lebenswertes Umfeld zu schaffen\\\", sagt Bürgermeister Rolf Sonnenberger und lobt das Engagement für die Belange der Stadt und verschiedener Vereine. \\\"Und wir haben zusammen einen Weg gefunden, wie wir unser Saftbähnchen wieder in Betrieb nehmen konnten.\\\" Über die wird ein Teil der Transporte abgewickelt.

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Foto: André Kehrer (MZ)
Hier entstehen die Biokraftstoffe. Am Freitag ging eine neue Anlage in Betrieb, Ministerpräsident Reiner Haseloff (M.) war auch gekommen.
Foto: André Kehrer (MZ)
Betriebsleiter Wolfgang Klein.
 

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