Die Zörbiger Saftbahn

Pressemeldung vom 18.12.2021


Ein Bahnhof wie Bernstein

VERKEHR Bahnvertreter stellen erstmals das neue Empfangsgebäude für Bitterfeld vor. Fassade aus Glas und Aluminium. Abriss beginnt in der zweiten Hälfte 2022.

Bitterfeld/MZ - Glas, Metall und Stahlbeton - aus diesen Materialien wird das neue Bahnhofsgebäude in Bitterfeld entstehen. Erstmals haben am Donnerstagabend Vertreter der DB Station&Service AG den Schleier gelüftet - und gezeigt, wie der Neubau aussehen wird.
Im Ortschaftsrat stellten sie Entwürfe und Zeitplan vor. Im dritten Quartal des neuen Jahres soll laut Architekt Heiner Hühnerbein der Abriss des 164 Jahre alten Bahnhofs starten. Im zweiten Quartal 2023 will man mit dem Neubau beginnen, der nach jetzigem Stand etwa 7,5 Millionen Euro kosten wird. Im zweiten Quartal 2024 soll er eröffnet werden - rechtzeitig zur 800-Jahr-Feier von Bitterfeld. Der Bahnverkehr läuft während der Bauzeit weiter.
„Es ist ungewöhnlich, dass die DB neue Bahnhofsgebäude baut“, sagte Karsten Kammler, Leiter des Bahnhofsmanagements Halle.

„Farbe und Dachform sollen Assoiationen zum Bernstein wecken“ | Julian Prifti

Doch Bitterfeld sei ein bedeutender Knotenpunkt. Nach langer Variantenprüfung habe man sich für den Neubau entschieden. „Das ist eine riesengroße Investition.“ Gelungen sei das nur durch die Finanzierung mit Bund, Land und Stadt. Auch Mittel aus den Kohlemilliarden fließen. Der Neubau in Wittenberg sei ein Stück weit Vorbild gewesen - und doch wird der Bahnhof Bitterfeld anders.
Gebaut wird ein 56 Meter langer Eingeschosser, der aber durch ein ansteigendes Dach höher wirkt. Die Gesamtfläche beträgt 1.000 Quadratmeter. „Das Tragwerk“, so erklärte Architekt Julian Prifti, „besteht aus Stahlbeton. Wir haben eine Metallfassade aus recyceltem Aluminium und großen Glaselementen.“ Der Entwurf wirkt hell, luftig, modern. Es dominieren Kupfer, Braun und Anthrazit. „Farbe und Dachform sollen Assoziationen zum Bernstein wecken.“ Das Dach wird bepflanzt, 30 bis 40 Prozent mit Photovoltaik versehen.
Innen ist der Bau, der etwas weiter weg von den Gleisen stehen wird als sein Vorgänger, dreigeteilt: Vom Vorplatz führt ein Gang hindurch zu den Bahnsteigen, die unverändert bleiben. Rechts davon befindet sich die Wartehalle mit Sitzen, Bank- und Ticketautomaten, Schließfächern sowie Vitrinen. Hier dominieren Holz und Glas samt Oberlicht. Daran schließen sich Toiletten an, die auch nachts von außen erreichbar sind. Der Bahnhof wird nachts geschlossen. „Leider geht das nicht anders wegen des Vandalismus“, erklärte Kammler.

Links vom Gang befinden sich das Kundenzentrum aber auch Geschäfte wie Bäcker und Buchhandel, die ebenfalls WCs haben. Es gibt Platz für weitere Mieter - zum Beispiel einen Imbiss. Der links sich anschließende dritte Bereich bietet dem Busunternehmen Vetter - mit Front zum Vorplatz -, der Bundespolizei sowie auch Technik- und Pausenräumen Platz. Neu gebaut wird der Fahrstuhl in Bahnsteignähe, damit Fahrräder hineinpassen. Die Details, so Hühnerbein, hingen von der Nachfrage und den Bedürfnissen der Mieter ab. Auch die vor einem Jahr ausgezogene Bahnhofsmission, sagte Kammler auf Nachfrage von Dagmar Zoschke (Linke), würde man gern wieder am Bahnhof haben. Mit Hilfe der Bahnhofsmission Halle teste man, wie groß der Bedarf sei.
Damit bei allen Neubau-Plänen das alte Gebäude nicht in Vergessenheit gerät, übergab Ortsbürgermeister Joachim Gülland (Linke) den Bahn-Vertretern druckfrische Exemplare des Buches „Bitterfeld und sein Bahnhof“ - herausgegeben vom Förderkreis Städtepartnerschaften Bitterfeld, aufgeschrieben von Schriftsteller Peter Hoffmann. Darin geht es nicht nur um Fakten, sondern um Menschen, die zu diesem Bahnhof eine Beziehung haben. Am Freitag wurden vor dem Bahnhof weitere Exemplare an Zeitzeugen und Unterstützer übergeben.

Pressebild    
Foto: MZ-Bericht vom 18.12.2021
   

Mitteldeutsche Zeitung „ Bitterfelder Zeitung“, Bitterfeld/MZ von Frank Czerwonn, 18.12.2021

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