Die Zörbiger Saftbahn

Pressemeldung vom 21.11.2023


Verkehr soll auf die Schiene

Seit Monaten warten Firmen im Technologiepark auf einen Fördermittelbescheid, damit der Bau eines Industriestammgleises begonnen werden kann. Was dauert da so lange?

Es geht nicht wirklich voran mit dem Bau eines Industriestammgleises, das hochkarätige Firmen in der Region per Schiene mit dem Rest der Welt verbinden soll. Wie die Landesregierung nun mitgeteilt hat, ist mit einer Bewilligung des Fördermittelantrags auch nicht mehr in diesem Jahr zu rechnen.
Die Wirtschaft wächst da, wo Bitterfeld-Wolfen und Sandersdorf-Brehna aufeinandertreffen. Auf beiden Seiten der Bundestraße 183 haben sich in den vergangenen Jahren Unternehmen angesiedelt, die viele Arbeitsplätze geschaffen haben und die Gewerbesteuereinnahmen beider Städte sprudeln lassen. Zu ihnen zählen Firmen wie Progroup, lokal ansässige Transportunternehmen wie die Spedition TMG, das Solarunternehmen Meyer Burger oder, nach eigener Aussage Weltmarktführer auf dem Gebiet, der Kältekammerhersteller Mecotec.

Die Pläne existieren
Doch was nicht weiter wachsen kann, ist die Infrastruktur vor Ort. Genauer gesagt die Straßen. Vor allem die B183 und die umliegenden Zufahrten. Eine Möglichkeit wäre es, den Verkehr auf die Gleise zu bringen. Denn von Bitterfeld durch Sandersdorf und Heideloh in Richtung Zörbig führt seit 1897 die als „Saftbahn“ bekannte Bahnstrecke, düe für den Personenverkehr stillgelegt wurde und nach längerem Dornröschenschlaf zumindest teilweise durch das in Zörbig ansässige Unternehmen Verbio genutzt wird. Viel mehr passiert derzeit nicht.
Dabei gibt es bereits konkrete Pläne (siehe Karte). Die sehen vor, die „Saftbahn“ durch ein neues Industriestammgleis mit dem Industriegebiet „Stakendorfer Busch“ zu verbinden.
Dass das Thema nicht nur vor Ort, sondern auch in der Landeshauptstadt Magdeburg noch aktuell ist, zeigt nun die Antwort der Landesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Landtagsabgeordneten Cornelia Lüddemann (Bündnis 90/Die Grünen). Darin antwortet das Wirtschaftsministerium unter Minister Sven Schulze (CDU) aber, dass es „derzeit noch viele weitere wichtige Vorhaben im Land“ gäbe, die für „Bewilligungen priorisiert werden müssen“. Eine Bewilligung für den Förderantrag, der 90 Prozent des über 26 Millionen schweren Bauvorhabens tragen soll, sei „erst nach dem Jahr 2023 möglich“.
Das befriedigt Clemens Mai nicht. Er ist Geschäftsführer des TechnologieParks Mitteldeutschland, der viele in Sandersdorf-Brehna und Bitterfeld-Wolfen ansässige Firmen vereint. „Der Transport soll langfristig auf die Schiene verlagert werden“, sagt er. Das Gleis sei immer noch hochaktuell, die Unternehmen warten händeringend.
„Woran es hakt, können wir nicht sagen“, sagt Mai und erklärt, dass der Antrag im Dezember 2022 beim Land eingereicht worden sei. Er wünsche sich von der Landesregierung nun, dass sie Tempo in das Antragsverfahren bringt und einen vorzeitigen Maßnahmebeginn bei maximaler Förderhöhe umsetze. Denn das Landesverwaltungsamt habe bereits im Mai die Plangenehmigung erteilt, es könne losgehen.
Das Thema Gleisanschluss ist auch beim Solarunternehmen Meyer Burger aktuell. „Die Bahn ist das Ziel“, erklärt Sprecherin Anne Schneider. Sie verweist darauf, dass in Thalheim Solarzellen hergestellt, aber nicht weiterverarbeitet werden. Die Solarmodelproduktion ist im sächsischen Freital und in den USA angesiedelt. Der Transport dorthin müsse möglichst schnell erfolgen. Containerversand und die Bahn hätten gerade für Übersee große Bedeutung.

Bitte an den Minister
Auch Landtagsabgeordnete Lüddemann ist mit der Antwort der Landesregierung unzufrieden, wie sie im MZ-Gespräch erklärt. „Es kann nicht sein, dass es bei einem solchen Projekt in einem Technologiepark, der auch Schlüsselindustrien beherbergt, nicht vorangeht“, sagt sie. Es sei schön und gut, das sich das Land um Großinvestoren wie Intel kümmere- dabei dürften „vermeintlich kleinere“ wie in der Region jedoch nicht zu kurz kommen. Daher habe sie Wirtschaftsminister Schulze darum gebeten, sich dem persönlich anzunehmen, so Lüddemann.
Die Vorteile lägen auch in ihren Augen auf der Hand, denn neben dem geringen CO2-Ausstoß durch den Verkehr auf der Schiene sei es kurz vor der Erhöhung der Lkw-Maut (die MZ berichtete) schlicht eine Frage der Wirtschaftlichkeit für viele Unternehmen, wie die Abgeordnete erklärt. „Denn man kann auf der Schiene viel auf einmal transportieren.“

Pressebild    
Foto: MZ-Bericht vom 21.11.2023
   

Mitteldeutsche Zeitung „ Bitterfelder Zeitung“, Sandersdorf/Thalheim/MZ von Robert Martin, 21.11.2023

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