Die Zörbiger Saftbahn

Strecken - Ereignisse ab 2001


Veränderter Fahrzeugeinsatz: Alter Triebwagenfuhrpark löst Baureihe 628 ab

Am 05.02.2001 wurde die Bahnstrecke in einen neuen Fahrzeugumlauf der DB Regio integriert. Leider mussten die Bahnreisenden eine Qualitätsverschlechterung hinnehmen, da zweiachsige Triebwagen der BR 771 / 772 eingesetzt wurden. Bedingt durch den jahrzehnte langen Einsatz dieser Triebwagen, war die im Volksmund genannte "Ferkeltaxe" (BR 771 / 772) in die Jahre gekommen. Oftmals fielen sie wegen Getriebeschäden aus und führten zu Betriebsstörungen und   Verspätungen mit immer öfteren Schienenersatzverkehren.  Bis Ende September fuhren aber immer öfter die modernisierte Triebwagenbaureihe 772 vom Betriebshof Halberstadt.

Moderner Fahrzeugeinsatz:Anstelle einer ausgefallenen "Ferkeltaxe", kam im Berufsverkehr ein Neigetechnik-Triebwagen der Baureihe 612 zum Einsatz. Für die Fahrgäste hieß das; Zugfahren auf höchstem Niveau. Der Triebwagen 612 510 verlässt am 17.04.2001 mit ausgeschalteter Neigetechnik den Unterwegsbahnhof Zörbig.

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Moderner Fahrzeugeinsatz: Anstelle einer ausgefallenen "Ferkeltaxe", kam im Berufsverkehr ein Neigetechnik-Triebwagen der Baureihe 612 zum Einsatz. Der Triebwagen 612 510 verlässt am 17.04.2001 mit ausgeschalteter Neigetechnik den Unterwegsbahnhof Zörbig.


Paralleler Busverkehr zwischen Zörbig und Bitterfeld modifiziert

Ab dem 06.08.01 konnten die Bewohner von Zörbig / Großzöberitz stündlich in die Kreisstadt Bitterfeld fahren. Ein kombiniertes Verkehrsangebot von Bahn und Bus machte das möglich. Auf Anregung der Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH (NASA), stimmte der Regionalverkehr Bitterfeld-Wolfen GmbH (RVB) ihren Busfahrplan auf den bestehenden Zugfahrplan ab. So konnte ein Stundentakt angeboten werden. Die Bahn - und Busfahrscheine wurden von beiden Verkehrsunternehmen gegenseitig anerkannt.

Durch diese Neuerung, wurde das Angebot von der Bevölkerung rege genutzt. Bemerkbar machte sich das in den Hauptverkehrszeiten. Da die "Ferkeltaxe" nur knapp 40 Sitzplätze hatte, mussten Bahnreisende öfters nur Stehplätze in Kauf nehmen.

Trotz frühzeitiger Anmeldung von Gruppenfahrten durch die Schulen, fuhren Triebwagengespanne zur Erhöhung der Sitzplatzkapazität ehr selten. Nachdem die Verwaltungsgemeinschaft Zörbig und Pro Bahn Gespräche mit der NASA und Bahn AG führten, sollten im Herbst 2002 wieder Triebwagen der BR 628/928 verkehren.

Überbesetzte Züge fand man oft in den Hauptverkehrszeiten vor. Da nur Solo Triebwagen fuhren, reichten oftmals die Sitzplätze und die Stellflächen für die Fahrräder nicht aus. Überbesetzte Züge fand man oft in den Hauptverkehrszeiten vor. Da nur Solo Triebwagen fuhren, reichten oftmals die Sitzplätze und die Stellflächen für die Fahrräder nicht aus.

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Überbesetzte Züge fand man oft in den Hauptverkehrszeiten vor. Da nur Solo Triebwagen fuhren, reichten oftmals die Sitzplätze und die Stellflächen für die Fahrräder nicht aus.

Bei rechtzeitig angemeldeten Gruppenfahrten fuhren die Triebwagen auch mit Steuerwagen der Baureihe 972.

Landesregierung bestellt Nahverkehr auf der "Saftbahn" ab

Anfang Juli 2002 wurde bekannt, dass die Landesregierung von Sachsen-Anhalt die Zugleistungen auf insgesamt 13 Nahverkehrsstrecken zum 1. Oktober 2002 bei der Deutschen Bahn AG abbestellen und auf Busverkehr umstellen will. Auf dieser "Streichliste" befindet sich auch die "Saftbahn".

Als Grund für die Abbestellung von ca. 350 Streckenkilometern wurden fehlende finanzielle Mittel angegeben. Angabegemäß bekam das Land Sachsen-Anhalt aus den Regionalisierungsmitteln des Bundes zukünftig etwas weniger Geld als bis dato. Es fehlen ca. 10 Mio. Euro pro Jahr. Da lag es aus Sicht der Landesregierung nahe, Strecken mit angeblich geringer Auslastung abzubestellen. Eine Entscheidung, die bei den Anliegergemeinden, Bürgern und Fahrgästen auf Unverständnis stieß. Diese hatten mit zahlreichen Protestschreiben versucht, der Abbestellung entgegen zu wirken.

Auch der Fahrgastverband PRO BAHN kritisierte die von der neuen Landesregierung in Sachsen-Anhalt betriebenen Stilllegungen von Bahnstrecken, denn auch bei der "Saftbahn" waren und sind die Fahrgastprognosezahlen positiv. Die Bahnstrecke wurde bis zur Abbestellung von durchschnittlich 185 Reisendenkilometer pro Kilometerbetriebslänge (Rkm / Km BL) frequentiert. Prognostiziert waren 500 Rkm / Km BL). Das tatsächliche Fahrgastaufkommen war in der Regel (durch Gruppenfahrten usw.) höher.

Preisgünstige Gruppenfahrten waren bei den Schulen und Vereinen beliebt. Aus Stumsdorf ist gerade die in Zörbig mit Schulklassen vollbesetzte Ferkeltaxe im Haltepunkt Grube Antonie angekommen.

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Preisgünstige Gruppenfahrten waren bei den Schulen und Vereinen beliebt. Aus Zörbig ist gerade die vollbesetzte Ferkeltaxe im Haltepunkt Grube Antonie angekommen. Nach der "bedrängnisvollen" Fahrt müssen sich die Teilnehmer erst aber einmal erholen.


Unterschriftenaktion erfolgreich abgeschlossen

Im August 2002 führte Pro Bahn entlang der Bahnstrecke ein Unterschriftensammlung zum Streckenerhalt der Bahnstrecke Bitterfeld - Stumsdorf durch. Am Erfolg der über 1.100 gesammelten Unterschriften erkannte man, wie wichtig und bedeutend die "Saftbahn" für die Anwohner ist. Die Sammlung überreichte man dem Magdeburger Verkehrsministerium, die an ihren Abbestellungsplänen aber festhielt.

In den Sommermonaten wurde die Bahn auch gern von Badelustigen benutzt. Leider fehlte ein Haltepunkt am Sandersdorfer Strandbad, sodass ein 500m weiter Fußmarsch nötig wird. Am 03.08.02 hat gerade die RB 37484 im Bahnhof Sandersdorf gehalten.

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In den Sommermonaten wurde die Bahn auch gern von Badelustigen benutzt. Leider fehlte ein Haltepunkt am Sandersdorfer Strandbad, sodass ein 500m weiter Fußmarschnötig wird. Am 03.08.02 hat gerade die RB 37484 im Bahnhof Sandersdorf gehalten.


Bahnstrecke verliert Schienenpersonennahverkehr

Unbeeindruckt von den zahlreichen Protesten , Schreiben und Unterschriftensammlungen, reagierte das Magdeburger Verkehrsministerium nicht auf diese Aktionen. Der Zugverkehr wurde zum 29.09.2002 vorerst eingestellt. Aufgrund der vielen ungeklärten und ausstehenden Gesprächen, wird an dem Konzept der SachsenBahn AG festgehalten. Die Anliegergemeinden, Fahrgäste und Bürger wollen das Eisenbahnunternehmen dabei unterstützen.

Hunderte Anwohner und Gäste kamen und nahmen vom Zug mit einer Mitfahrt oder Foto- Filmaufnahme Abschied.

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Hunderte Anwohner und Gäste kamen und nahmen vom Zug mit einer Mitfahrt oder Foto- Filmaufnahme Abschied.
 

Der Trauerbehang kündigte es an. Die letzte Betriebsstunde schlug. Im Bahnhof Bitterfeld stand der 772 179 Abfahrbereit zur letzten Fahrt in Richtung Stumsdorf.

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Der Trauerbehang kündigte es an: Die letzte Betriebsstunde schlug. Im Bahnhof Bitterfeld stand der 772 179 Abfahrbereit zur letzten Fahrt in Richtung Stumsdorf.



Deutsche Bahn schreibt Streckeninfrastruktur öffentlich zur Übernahme aus


Strecke 6832 Bitterfeld - Stumsdorf [Stand der Erhebung: 08/2002]


Strecke:
Eingleisige, nicht elektrifizierte Nebenbahn

Länge:
19,7 km

Land:
Sachsen-Anhalt

Kreis:
Kreis Bitterfeld

Streckennutzung:
24 Reisezüge (bis Sept. 2002), keine Güterzüge

Zulässige Höchstgeschwindigkeit:
50 km/h

Streckenklasse:
CM 4

Radsatzlast:
21 t

Meterlast:
8 t/m

Geschwindigkeitsbeschränkungen:
20 km/h abschnittsweise wg. Oberbauzustand, stellenweise
Einschränkungen an Bahnübergängen


Jährliche Einnahmen aus Trassennutzung:
rd. 587.500 EUR


Jährliche Kosten für die Vorhaltung der Strecke (Standard DB Netz AG):
rd. 612.000 EUR


Investitionen in den nächsten fünf Jahren (Standard DB Netz AG):
rd. 9.700.000 EUR,
davon:
7.000.000 EUR für Gleiserneuerung
2.700.000 EUR f Sanierung Bahnübergänge

Betriebswirtschaftliche Bewertung:
Nachdem im September 2002 der Personenzugverkehr wegen mangelnder Verkehrsnachfrage eingestellt wird, stehen den jährlichen Vorhaltungskosten von rd. 612.000 EUR (Standard DB Netz AG) keine Einnahmen mehr gegenüber. Die Strecke ist daher von der DB Netz AG nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben; außerdem sind in den nächsten Jahren hohe Investitionen für die Bahnübergangssicherungstechnik sowie für die Oberbausanierung der gesamten Strecke zu erwarten.

Interessenten, die als Eisenbahninfrastrukturunternehmen die Strecke ohne zeitliche Unterbrechung übernehmen und für den öffentlichen Verkehr in eigener Verantwortung weiter betreiben wollen, können bis spätestens 16.11.2002 ein Angebot bei folgender Adresse anfordern:


DB Netz AG
Niederlassung Südost
Regionalnetz Burgenland-Mittelelbe
Augustastraße 3
06108 Halle (Saale)


Streckenausschreibung der Deutschen Bahn AG. Übernahmeinteressierte Unternehmen, konnten sich bei der Deutschen Bahn bewerben.


Nach Brückenbaustop wird weitergebaut

Durch den Neubau der Bundesstraße 183 sahen Planungen vor, eine Straßenbrücke über die "Saftbahn" bei Sandersdorf zu bauen. Da das Land in der Bauphase die Bahnstrecke mit ihrem Personennahverkehr abbestellte und das "unsinnige" Projekt Vor-Ort und im Schwarzbuch vom Bund der Steuerzahler in Frage stellte, verhängte das Landesverkehrsministerium am 14.10.2002 einen kurzfristigen Baustop. Das Land wollte erst die Ausschreibung der Bahnstrecke abwarten, um danach zu entscheiden ob der Brückenbau weiter gerechtfertigt ist oder nicht. Da sich aber drei Eisenbahnunternehmen bei der Deutschen Bahn AG beworben hatten und der Zeitdruck für das pünktliche Fertigstellen der Ortsumgehung in Gefahr war, konnte die rund 620.000 Euro teure Brücke fertiggestellt und für den Straßenverkehr am 01.09.2003 freigegeben werden.

Glückliche Umstände nach der Streckenausschreibung. Die Straßenbrücke über die "Saftbahn" wurde im September 2003 fertiggestellt.

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Glückliche Umstände nach der Streckenausschreibung. Die Straßenbrücke über die "Saftbahn" wurde im September 2003 fertiggestellt.


Großansiedlung in Zörbig benötigt Bahnanbindung für Werkslogistik

Die Unternehmensgruppe Sauter, die bereits Biodiesel im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen herstellt, plante zu dieser Zeit den Bau eines Bioethanolwerk im Zörbiger Gewerbepark. Bioethanol wird aus stärkehaltigen Getreide wie Weizen, Mais oder Triticale gewonnen und dient als Kraftstoffzusatz für Vergasermotoren.

Im März 2003 starteten die Vorarbeiten für das neue Werk und im Juli 2003 bekam das Unternehmen auch die Baugenehmigung vom Regierungspräsidium Dessau.

Die Investition kam damit nicht nur der Stadt Zörbig zugute, sondern auch der Bahnstrecke Bitterfeld - Stumsdorf, welche zwischenzeitlich von der DB Netz mangels Verkehr betrieblich gesperrt wurde. Aufgrund des günstigen Unternehmensstandortes zur Bahn und die Forderung der Kunden nach einer Anlieferung des Ethanols in Kesselwaggons , bevorzugte die Sauter-Gruppe von Anfang an den Gütertransport auf der Schiene, wodurch der dringende Erhalt und die Wiederbelebung der "Saftbahn" unterstrichen wurde.

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Unmittelbar am Streckenabschnitt Zörbig - Großzöberitz, entstand die neue Bioethanolanlage der Firma Sauter.


Verkehrs- und Nachfrageanalyse durch PRO Bahn

Im Vorfeld der möglichen Streckenprivatisierung, analysierte der Fahrgastverband PRO Bahn die Potentiale des Personen- und Güterverkehrs. Durch Befragungen mit ortsansässigen Unternehmen und Firmengruppen stellte sich heraus, dass der Bahnstrecke womöglich mehr Güterverkehr beschert werden kann, als bislang angenommen. PRO Bahn sah im Güterverkehr auch die Chance, den Personenverkehr wieder zu beleben.

Eisenbahnunternehmen an Bahnstrecke interessiert

Ingesamt drei private Eisenbahnunternehmen hatten sich für die zwischen August und November 2003 zur Übernahme der ausgeschriebene Eisenbahninfrastruktur Bitterfeld-Stumsdorf bei der Bahntochter -DB Netz beworben.

Die Bewerber Regiobahn Bitterfeld (Connex-Tochter), Leipziger SachsenBahn und die Deutsche Regionaleisenbahn (DRE) erhofften sich durch die Streckenübernahme, ihr Geschäftsfeld für den Personen- oder Güterverkehr zu vergrößern.

Im Mai 2003 bekamen die drei Übernahmeinteressenten ein Pachtangebot zugesandt, jedoch zogen sie sich aufgrund der hohen Übernahmebedingungen im verlaufe der Zeit zurück.

Kommunen, Land und Landkreis wollen "Saftbahn" erhalten

Durch die gescheiterten Übernahmegespräche zwischen der Deutschen Bahn AG und den privaten Eisenbahnunternehmen, hatte DB Netz das Stilllegungsverfahren weiter aufrecht erhalten, um die weiteren Instandhaltungsmaßnahmen zu umgehen. Das Eisenbahnbundesamt genehmigte der DB Netz am 25.02.2004 die Eisenbahninfrastruktur stillzulegen. welche auch am 31.07.2004 Die Bahn AG setzte dies zum 31.07.2004 um; der bis dato öffentlich zugängliche Schienenweg wurde stillgelegt.

Da die Anrainerkommunen, das Land Sachsen-Anhalt und der Landkreis Bitterfeld die Infrastruktur erhalten wollten, kündigte die damalige DB Netz an, auch nach dem Stillegungsverfahren die Gespräche mit den Städten und Gemeinden für eine kommunale Streckenübernahme weiterführen zu wollen. In der darauf folgenden Zeit wurde geprüft, ob eine Trägerschaft die Schieneninfrastruktur übernehmen und als Anschlussbahn betreiben kann.

MZ Bitterfeld

Mitteldeutsche Zeitung Bitterfeld, Ausgabe 06.05.2004

Foto: Mitteldeutsche Zeitung Bitterfeld, Ausgabe 06.05.2004


Zörbiger Infrastrukturgesellschaft pachtet und betreibt Schieneninfrastruktur

Gespräche zwischen dem damaligen Landeswirtschaftsminister Rehberger und der Stadt Zörbig folgten, denn die Verbio AG, die im September 2004 ihre Bioethanolanlage in Betrieb nahm, meldete starkes Interesse am Verkehrsträger Schiene an, da die Großkunden die Anlieferung des Ethanols über die Schiene forderten. Da nur kommunale Interessen gefördert werden konnten, drohte die Scheiterung des Vorhabens durch eine private Betreibergesellschaft. Nun stieg die Stadt Zörbig selbst ins Boot, denn massive Verkehrsprobleme würden auf die Stadt zukommen, wenn alles über die Straße transportiert werden müsste. Im November 2004 beschloss der Zörbiger Stadtrat die Gründung der "Zörbiger Infrastrukturgesellschaft mbH" (ZIG). Am 1. Dezember 2005 wurde die ZIG, als 100%ige Tochter der Stadt Zörbig gegründet und einen Tag später in das Handelsregister eingetragen. Am 15. Dezember 2004 genehmigte das Landesverkehrsministerium die Betreibung der Schienenverbindung.
Mit der Streckenübernahme zum 1. Januar 2005 schloss die ZIG mit der DB Netz einen 20jährigen Pachtvertrag für den Abschnitt zwischen Grube Antonie und Stumsdorf ab. Die Anpachtung des Personenzuggleises zwischen Bitterfeld und Grube Antonie wurde nicht weiter verfolgt, da ein parallel verlaufendes Rangiergleis der Bahn AG zum Chemiepark Bitterfeld-Wolfen für die überfahrt der Güterzüge zum und vom Bitterfelder Bahnhof zur Verfügung steht.

Streckenertüchtigung & Aufnahme des Schienengüterverkehrs

Erste Aufgabe der ZIG war es nun die Gleisinfrastruktur als "Anschlussbahn" zu ertüchtigen. Ein beauftragtes Ingenieurbüro, legte nach der Vermessung und Inspektion der Bahnstrecke die dafür notwendigen Arbeiten fest. Im ersten Schritt wurden im Jahr 2005 die Gewerbegebiete in Zörbig und Großzöberitz mit drei Anschlussweichen an das Schienennetz angebunden. Erster Anschließer war das Verbio-Ethanolwerk, die ihr Werksgleis im ersten Schritt an die Anbindeweiche am Bahnkilometer 14,2 baute.

Einbau der Anschlussweiche Anfang Mai 2005 in das Streckengleis am Gewerbegebiet in Zörbig.

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Einbau der Anschlussweiche Anfang Mai 2005 in das Streckengleis am Industrie- und Gewerbegebiet "Thura Mark" in Zörbig.
 

Vollendung und Anschließen des Werksgleises an die Anschlussweiche am Kilometer 14,2 im Juli 2005.

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Anschließen der neuen Werksbahngleise an die Anschlussweiche am Kilometer 14,2 im Juli 2005.
 


Mit der ab August 2005 erfolgten Umstellung der Logistik auf die Schiene, konnte das Ethanolwerk die „Saftbahn“ nun zum Abtransport des Alkohols in Kesselwagen nutzen. In der Anfangszeit transportierte man diesen in Wagengruppen ab.

So fing alles an: Fünf Kesselwagen warten erstmalig am 09.08.2005 auf die Befüllung mit Ethanol im Werksgleis.

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So fing alles an: Fünf Kesselwagen warten erstmalig am 09.08.2005 auf die Befüllung mit Ethanol im Werksgelände.
 

Die zweite Alkoholfuhre zog am 16.08.2005 die MaK-Lok V131 aus dem Werksgleis und brachte diese nach Bitterfeld.

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MaK-Lok V133 am 16.08.2005 im Verbio-Werksgleis mit einer befüllten Kesselwagengruppe, zur Überführung nach Bitterfeld.
 


In der darauf folgenden Zeit erfolgte in Sandersdorf der Rückbau aller Haupt- und Nebengleise, sodass es seitdem nur noch ein durchgehendes Hauptgleis gibt. Weiterhin erhielt die Ortschaft zwei neue Haltelichtanlagen an den beiden Bahnübergängen, sowie einen neuen Fußgänger- und Rettungsüberweg. Auch musste eine große Anzahl von defektem oder fehlendem Kleineisen auf der Strecke zwischen Grube Antonie und Zörbig ausgetauscht bzw. ergänzt und hunderte schadhafte Schwellen getauscht werden. Die mit Landesmitteln unterstützten Ertüchtigungsarbeiten endeten im Jahr 2006, mit einer maschinellen Schotterbettreinigung auf rund 10 Kilometer zwischen Sandersdorf und Großzöberitz, mit anschließenden Stopf- und Schotterergänzungsarbeiten und den Einbau zweier weiteren Anschlussweichen an den Gewerbegebieten in Zörbig und Großzöberitz.

Im stillgelegten Streckenabschnitt Zörbig-Stumsdorf, veranlasste die Infrastrukturgesellschaft im Juni 2006 den gleisseitigen Rückbau des Bahnübergangs in der Stumsdorfer Straße am Ortsrand von Zörbig. Durch die starke verkehrliche Beanspruchung des übergangs durch den Lkw-Straßenverkehr, klapperten die überwegsplatten derartig, das sich Anwohner belästigt fühlten und von der Stadtverwaltung eine Lärmbeseitigung forderten. Die zuständige Infrastrukturgesellschaft veranlasste kurzerhand einen Ausbau des übergangs.

Maschinelle Schotterbettreinigung, wodurch Feinanteile im Schotter abgesiebt und Vegetation entfernt werden konnte.

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Maschinelle Schotterbettreinigung, um Feinanteile im Schotter auszusieben und Vegetation zu entfernen.
 

Nach Aufbringen von neuem Ergänzungsschotter, erfolgte die Verfestigung des Oberbaus mittels Gleisstopfmaschine.

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Nach der schienengebundenen Verteilung des Neuschotters, erfolgte die Verfestigung des Oberbaus mittels Gleisstopfmaschine.
 


Sonderzüge anlässlich 111-Jahre „Saftbahn“

„Schnapszahl – Schnapsbahn“; ein Anlass zum Feiern: Am 27.09.2008 beging die 111 Jahre alte Strecke, auf deren drei Jahre zuvor der Abtransport des Alkohols begonnen hatte, das Jubiläum mit einem Sonderzugverkehr. Bespannt waren die Personenzüge, mit einer Dampflok der Baureihe 52 aus Leipzig. Da zuvor einige Gleise im Bahnhof Zörbig reaktiviert wurden, konnten die Personenzüge zwischen Grube Antonie und dem Bahnhof Zörbig pendeln. Hunderte Menschen aus den Orten kamen auf die Bahnhöfe und Unterwegsstationen, um das nicht alltägliche Betriebsgeschehen auf Bild und Film festzuhalten. Die durch die Zörbiger Eisenbahngesellschaft bestellten Sonderzüge waren gut besetzt. Größter Menschenandrang erlebte an diesem Tag der Zörbiger Bahnhof. Neben Verkaufs- und Imbissständen sowie aufgebauter Kinder-Hüpfburg mit Bastelstraße, gab es für die Gäste das Miterleben des Umsetzens der Dampflok um den Reisezug sowie die Wasserbetankung des Loktenders mittels Schlauch durch die Zörbiger Feuerwehr.

Eingefahrener Sonderzug aus Bitterfeld in Sandersdorf. Ein passendes Lokschild zierte die 52 8154-8.

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Eingefahrener Sonderzug aus Bitterfeld in Sandersdorf. Ein passendes Lokschild zierte die 52 8154-8.
 

Groß gefeiert wurde das Jubiläum auf dem Bahnhof in Zörbig.

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Groß gefeiert wurde das Jubiläum auf dem Zörbiger Bahnhofsgelände.

 


Teilstrecke in Zörbig nach kurzzeitiger Nutzung wieder stillgelegt und zur Übernahme ausgeschrieben

Nach dem Streckenjubiläum wurde der Gleisabschnitt bis zum Kilometer 16,3 noch bis Ende 2010 genutzt. Die Gleise im Bahnhof nutzen zwischengeparkte Getreidezüge und Lokomotiven. In der Folgezeit stellte die Zörbiger Eisenbahn auch einen Ganzzug leerer Schiebewandwagen ab. Auf Druck der Landesregierung musste die ZIG Zörbiger Infrastrukturgesellschaft mbH den aktivierten Abschnitt bis zum Bahnkilomter wieder stillegen, da das Verkehrsministerium die Reaktivierung der Gesamtstrecke bis Stumsdorf forderte. Den gepachteten Teilabschnitt Zörbig-Stumsdorf löste die ZIG aus ihrem Vertrag mit der DB Netz AG heraus und schrieb ihn öffentlich zur Übernahme aus. Die ENON Gruppe erwarb das Teilstück von Zörbig nach Stumsdorf und war zum 01.01.2017 Eigentümer der Infrastruktur.

Eingefahrener Sonderzug aus Bitterfeld in Sandersdorf. Ein passendes Lokschild zierte die 52 8154-8.

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Das Bahnunternehmen D&D nutzte am 19.01.2009 die Zörbiger Bahnhofsgleise für eine mehrtägige Zwischenabstellung.
 

Am 26.01.2009 erfolgte die Abholung der Getreidewagen in Zörbig durch die D&D Lok 1401

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D&D Lok 1401 mit dem abfahrbereiten Leergetreidezug am 26.01.2009 in Zörbig.

 


Bahnhofsumbau in Stumsdorf: Saftbahn verliert direkten Gleisanschluss zur Strecke Magdeburg-Halle/S.

Im Bahnhof Stumsdorf wurden drei Kilometer Gleise, zwei Weichen und drei Kilometer Oberleitung erneuert sowie zwei Weichenheizungen installiert. Zusätzlich wurde der Bahnübergang (BÜ) „Zörbiger Straße“ modernisiert. Das vorhandene Stellwerk B2 wurde durch ESTW-Technik ersetzt.

Eingefahrener Sonderzug aus Bitterfeld in Sandersdorf. Ein passendes Lokschild zierte die 52 8154-8.

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Bau der Fundamente für die neuen Fahrleitungsmasten am 14.10.2016 am dem Bahnkörper von Gleis 3.
 

Am 26.01.2009 erfolgte die Abholung der Getreidewagen in Zörbig durch die D&D Lok 1401

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Abgebaut: Das Einfahrgleis der Saftbahn am 12.11.2016.
 


Neues Industriestammgleis "Stakendorfer Busch" in Sandersdorf debatiert

Mit der Ansiedlung der neuen Papierfabrik der Firma Progroup im Sandersdorfer Industriegebiet "Stakendorfer Busch", begannen im April 2019 kontroverse Debatten im Sandersdorfer Stadtparlament um die Anbindung eines Anschlussgleises. Untersucht wurden drei Varianten zur Erschließung des Gewerbeparks mit einem Gleisanschluss. Am Ende stimmte der Stadtrat von Sandersdorf-Brehna für den kosten- und verkehrsgünstigeren Streckenverlauf durch den "Stakendorfer Busch" mit direkter Anbindung an die "Saftbahn". Am Bahnkilometer 8,0 und 8,3 sollen mit zwei Anschlussweichen ein Gleisdreieck realisiert werden, welches durch ein Waldgebiet in Richtung einer zukünftigen zweigleisigen Wagenübergabegruppe führen soll. An dieser soll die Papierbarik und ein Logistik-Center sich mit ihrem Werksgleis anschließen. Seit dem 02.05.2023 liegt für den Bau des Industriestammgleises die Baugenehmigung vor. Beantragte Fördermittel durch den Technologiepark Mitteldeutschland, welcher das Gleis zukünftig betreiben soll, wurden vom Land Sachsen-Anhalt mit Stand 05/2024 noch nicht freigegeben.

Skizze & Verlauf des geplanten Industriestammgleises in Sandersdorf.

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Anbindungsskizze des geplanten Industriestammgleises bei Sandersdorf.
 

Anbindung des Industriestammgleises im Bereich Kilometer 8,1

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Mit einer doppelseitigen Weichenanbindung (Gleisdreieck) soll das Industriestammgleis "Stakendorfer Busch" am Bahnkilometer 8,0 angeschlossen werden.
 


Güterverkehr kommt weiter in Fahrt: Verbio stellt Getreideanlieferung auf Schiene um und erweitert Werksgleis

Mit der zunehmenden Umstellung der Getreideanlieferung auf die Schiene, hat sich die "Saftbahn" zu einem wichtigen und bedeutenden Verkehrsträger für die Werkslogistik der Verbio in Zörbig entwickelt. Im Rahmen ihrer Produktionserweiterung baute die Verbio SE auch das Werksgleis zwischen Oktober 2022 und Januar 2024 mit zwei Gleisen weiter aus. Es entstand ein neues Verladegleis für Bioethanol und ein Logistikgleis mit jeweils rund 570 Metern Länge. Wöchentlich gelangen aktuell 2-3 Ganzzüge mit Futtergetreide nach Zörbig, welche im Bahnhof Bitterfeld vom jeweiligen Bahnunternehmen an die Regiobahn Bitterfeld Berlin übergeben werden. Aufgrund der Steigung im Streckenabschnitt Bitterfeld Nord-Sandersdorf und leistungsschwachen Dieselloks erfolgt die Überfahrt in 2-3 Etappen. Bei verfügbaren Lokkapazitäten traktioniert man die Wagengruppen auch mit Nachschiebelok. Mit der Werksgleiserweiterung, ergeben sich Möglichkeiten mit der Lok den Wagenzug gezogen nach Zörbig zu bringen. Bei belegten Gleise, sind auch nach wie vor geschobene Fahrten über die "Saftbahn" zu beobachten.

Skizze & Verlauf des geplanten Industriestammgleises in Sandersdorf.

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Nach Umverlegung eines Erdkabels konnten die Lückenschlussarbeiten Mitte 11/2023 fortgesetzt werden.
 

Anbindung des Industriestammgleises im Bereich Kilometer 8,1

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Werksgleis der Verbio im April 2024.
 


Oberbaubelastungen führen zu höheren Verschleiß und Schäden

Die stärkere Nutzung der "Saftbahnstrecke" im Güterverkehr führt zunehmens zu einem höheren Verschleiß am mittlerweile 50 Jahre alten Oberbau. Eine umfassende Ertüchtigung der Schwellen und Schienen sind bislang ausgeblieben. Notwendige kleinere Reparaturen führt der Infrsatrukturbetreiber aus. So sind in den Streckenabschnitten Großzöberitz-Zörbig und Bitterfeld Nord-Sandersdorf im Jahr 2023 und 2024 Schwellen auf rund 100 Metern getauscht worden.
Zum Problem sind die beiden technisch gesicherten Bahnübergangsanlagen in Sandersdorf geworden. Verkehrende Bedienfahrten müssen beidseitig häufig anhalten, da die Einschaltkontakte defekt oder vom Schienenfahrzeug nicht erfasst werden.


Machbarkeitsstudie: Zörbig könnte wieder Bahnanschluss bekommen

Sachsen-Anhalt prüft eine Reaktivierung der Bahnstrecke zwischen Bitterfeld und Stumsdorf für den Personenverkehr. Für das Schienennahverkehrsprojekt zwischen den Landkreisen Köthen und Bitterfeld, wird die NASA (Nahverkehrsanstalt Sachsen-Anhalt) in diesem Jahr eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben. Für einen wirtschaftlich rentablen schienengebundenen Personennahverkehr seien täglich mindestens 300 Fahrgäste nötig.
Für eine Wiederaufnahme des Zugverkehrs auf der gesamten Strecke müsste die "Saftbahn" für die modernen Anforderungen ertüchtigt werden. Denkbar wären wegen der Lage der Gleise dann beispielsweise Bahnverbindungen aus oder in Richtung Köthen ab Stumsdorf oder in Richtung Leipzig ab Bitterfeld. Wie die NASA mitteilte, soll die Bearbeitung der Studie im Jahr 2025 erfolgen und abgeschlossen sein.
In der Machbarkeitsuntersuchung sollen vier Varianten für eine S-Bahn-Führung geprüft werden, die sich im jeweiligen westlichen Endpunkt einer aktivierten Strecke unterscheiden; Sandersdorf, Zörbig, Köthen und Halle/S.. Bei der S-Bahn Variante nach Halle/S. ist auch eine neue Verbindungskurve in Stumsdorf Bestandteil der Studie.


*** Fortsetzung folgt ***