Pressemeldung vom 09.12.2003
Sachsen-Anhalt vergibt "Nordharz-Netz" an privates Eisenbahnunternehmen ConnexRegioBahn
Das Land Sachsen-Anhalt wird den Nahverkehr auf den Schienenstrecken des sogenannten Nordharz-Netzes ab Dezember 2005 in die Hände des privaten Bahnunternehmens ConnexRegioBahn GmbH geben. Ein entsprechender Beschluss sei heute vom Aufsichtsrat der Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH (NASA) gefasst worden, teilte Verkehrsminister Dr. Karl-Heinz Daehre nach der Kabinettssitzung in Magdeburg mit. Die Einzelheiten der künftigen Nahverkehrsgestaltung auf dem "Nordharz-Netz" sollen in den nächsten Wochen in einem über zwölf Jahre laufenden Verkehrsvertrag festgelegt werden.
"Mit dieser Vergabeentscheidung wird ein praktischer Schritt hin zu mehr Wettbewerb im Nahverkehr gemacht", sagte Daehre. Der Vertrag werde hohe Qualitätsstandards definieren. "Ein attraktives Bahnangebot, moderne Fahrzeuge, Pünktlichkeit, Sauberkeit und ein guter Service sind entscheidende Voraussetzungen dafür, dass die Nahverkehrsangebote von den Kunden auch angenommen werden",
betonte der Minister. "Die Messlatte für den Erfolg des künftigen Betreibers liegt also sehr hoch." Die ConnexRegioBahn will eng mit ihrer Schwestergesellschaft "RegioBahn Bitterfeld" zusammenarbeiten, die mit 80 Mitarbeitern seit längerem im Güterverkehr in Sachsen-Anhalt tätig ist.
Nach den Worten von Daehre hat die ConnexRegioBahn nicht nur ein günstiges Preisangebot unterbreitet. Mit der Vergabeentscheidung werde zugleich die höchstmögliche Wertschöpfung in Sachsen-Anhalt erreicht. So sei zum Beispiel vorgesehen, dass dieselgetriebene Fahrzeuge vom Typ "Lint" (Leichter Innovativer Nahverkehrs-Triebwagen) zum Einsatz kommen, deren Fertigung zu einem Großteil in Sachsen-Anhalt erfolgen soll. An der Wertschöpfung seien u.a. die Unternehmen Verkehrsindustriesysteme Halberstadt und Fahrzeugtechnik Dessau beteiligt. Darüber hinaus sollen die Fahrzeuge in Sachsen-Anhalt gewartet und instand gesetzt werden.
Die NASA bestellt im Auftrag des Landes den öffentlichen Personennahverkehr in Sachsen-Anhalt und hatte den Betrieb des "Nordharz-Netzes" mit einem Leistungsvolumen von jährlich fast drei Millionen Zugkilometern vor zwölf Monaten europaweit aus-
geschrieben. Keines der eingereichten Angebote entsprach jedoch den strengen Anforderungen der Vergabeordnung, so dass die Ausschreibung im September aufgehoben werden musste. Dadurch konnten individuelle Verhandlungen geführt werden. Für zwei weitere Teilnetze – "Altmark-Börde-Anhalt" und "Sachsen-Anhalt-Süd" – läuft die Ausschreibung gegenwärtig.
Zu Ihrer Information:
Der umweltfreundliche "Lint" (Euro-III-Norm) soll auf dem "Nordharz-Netz" in zwei Größen zum Einsatz kommen: als einteiliges Fahrzeug mit 68 Sitzplätzen und zweiteilig mit 126 Plätzen. Die Fahrgasträume sind großzügig gestaltet und verfügen über gesonderte Abteile für
Fahrgäste der 1. Klasse und für Raucher. Der Zugang für Rollstuhlfahrer ist bei normaler Bahnsteighöhe ohne fremde Hilfe möglich. Bei anderen Bahnsteighöhen kann eine so genannte Überfahrbrücke verwendet werden. Jeder Zug ist mit Fahrscheinautomat und behindertenfreundlicher Toilette ausgestattet.
Zum "Nordharz-Netz" gehören in der Betriebsstufe 1 die folgenden Bahnstrecken:
- Magdeburg-Halberstadt-Thale
- Halberstadt-Blankenburg
- Halle-Halberstadt und Halberstadt-Wernigerode-Vienenburg (beide nur Regionalbahn, nicht Regionalexpress
Halle-Hannover)
- Könnern-Bernburg
Darüber hinaus sollen – in Abhängigkeit vom Streckenausbau durch die DB Netz AG – in der Betriebsstufe 2 weitere Verbindungen hinzukommen:
- Durchbindung Halle-Könnern-Bernburg
- Durchgehende Verbindungen von Magdeburg nach Thale und Blankenburg (durch Zugteilung in Halberstadt
nach Ausbau des Eisenbahnknotens)
Die grafische Darstellung des "Nordharz-Netzes" sowie eine Abbildung des Triebfahrzeugs "Lint" können als PDF-Datei über das Online-Angebot des Ministeriums für Bau und Verkehr abgerufen und kostenlos verwendet werden.
www.mbv.sachsen-anhalt.de -> Service -> Fotogalerie bzw Service -> Karten + Grafiken
Staatskanzlei Sachsen-Anhalt - Pressemitteilung Nr.: 597/03, 09.12.2003
