Landesplan verknüpft Straße und Schiene
Minister legt am Dienstag Entwurf im Kabinett vor - Lob vom Bahnkundenverband
Trotz knapper Kassen und sinkender Einwohnerzahlen will Sachsen-Anhalt im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) weiter ein flächendeckendes und attraktives Angebot vorhalten. Verkehrsminister Karl-Heinz Daehre (CDU) legt dazu am Dienstag im Kabinett einen ÖPNV-Plan für die Jahre 2005 bis 2015 vor.
Novum dieses Planes sei, so Daehre im MZ-Gespräch, dass die Verkehrsmittel nicht mehr getrennt voneinander betrachtet werden, sondern als gesamtes System. Unter diesen Gesichtspunkten soll auch die Rentabilität von Bahnstrecken überprüft werden. Betroffen sind mehrere Verbindungen, deren Fahrgastaufkommen in den kommenden drei Jahren erhöht werden soll oder die - sofern das nicht gelingt - als so genannten Regio-Buslinien weiter betrieben werden. Dazu zählen die Strecken Klostermansfeld-Wippra, Berga / Kelbra-Stolberg, Merseburg-Schafstädt, Wittenberg-Bad Schmiedeberg, Köthen-Aken, Biederitz-Loburg sowie Quedlinburg-Thale.
\"Wir bestellen diese Strecken nicht einfach ab, sondern wollen mit den Kommunen gemeinsam nach Lösungen suchen, sie attraktiver zu machen\", sagte Daehre. Zumal ihr Erhalt im Interesse des Landes liege. So sollen die Kommunen ihren Busverkehr oder sonstigen touristischen Verkehr den Zugverbindungen anpassen, um die Attraktivität der Bahn zu erhöhen. Daehre richtet dabei ein besonderes Augenmerk auf parallele Busverbindungen zu den Zügen. Dazu gehöre auch, dass die Schülerbeförderung vom Bus auf die Schiene verlagert werde. \"Es ist zumutbar, auch mal zum Bahnhof zu laufen\", sagte er.
In die Betrachtung werde auch der Güterverkehr einbezogen. So könne es sich durchaus rechnen, halb leere Personenzüge fahren zu lassen, wenn \"wir dadurch den Güterverkehr auf der Strecke indirekt subventionieren und aufrecht erhalten\", so der Verkehrsminister. Es sei im Interesse des Landes, einer weiteren Verlagerung von Transporten von der Schiene auf die Straße entgegenzuwirken.
Der Verband der Bahnkunden lobte den Plan bereits vor dessen Verabschiedung als beispielhaft. \"Die Gesamtbetrachtung aller Verkehrsmittel ist bislang einzigartig in der Bundesrepublik, obwohl wir das bereits seit 1993 fordern\", sagte Verbandspräsident Gerhard Curth zur MZ. Er hoffe, dass auf diese Weise Bahnstrecken erhalten und auch reaktiviert werden könnten. Zudem zwinge es Eisenbahngesellschaften, \"die oftmals nur die Hand aufhalten\", mehr für die Attraktivität ihrer Strecken zu tun, so Curth.
Mitteldeutsche Zeitung, Magdeburg/MZ, Hendrik Kranert, 19.12.2005