Die Zörbiger Saftbahn

Pressemeldung vom 07.06.2006


«Saftbahn» auf neuen Gleisen

Güterverkehr soll erweitert und schneller werden - Sicherungstechnik geht in Betrieb

Mehr als zwei Jahre fristete die Bahnlage zwischen Bitterfeld, Sandersdorf, Zörbig und Stumsdorf ein eher tristes Dasein. Jetzt ist zumindest kurzzeitig auf einem Teil der Strecke ohrenbetäubender Lärm zu hören. An den \"Saftbahn\"-Gleisen wird gearbeitet.
\"Planmäßige Arbeiten\" nennt Jürgen Frieling das ganze Prozedere. Doch der Geschäftsführer der Zörbiger Infrastrukturgesellschaft, die die Bahnanlage betreut, sieht mehr dahinter. \"Ein wesentlicher Teil der Reaktivierung der Bahn\" laufe derzeit ab. Immerhin habe sich die Deutsche Bahn ja seinerzeit aus dem Betrieb verabschiedet und die Gleise sich selbst überlassen. Das hinterlasse Spuren, die müssten beseitigt werden. Ende Juni soll das auf einem ersten Stück geschehen sein. Dann soll der jetzt schon mögliche Güterverkehr erweitert und die maximale Geschwindigkeit der Züge heraufgesetzt werden.
\"Das setzt unter anderem die grundlegende Reinigung des Gleisbetts voraus\", betont Michael Stelley. Er ist Bauleiter der Firma Schweerbau aus Leipzig und mit seinem Trupp von fünf Leuten für die Bedienung einer Zweiwegereinigungsmaschine verantwortlich.
Die offenbart sich als stählernes Monstrum von einigen Dutzend Metern Länge und bewegt sich mit einer Arbeitsgeschwindigkeit von gut 200 Metern in der Stunde voran. Ihr Vorteil: Auf den Gleisen fahrend nimmt sie den Schotter aus dem Gleisbett auf, reinigt und füllt ihn wieder unter Schwellen und Gleise. \"Solche Maschinen gibt es nicht sehr viele. Deshalb kommen wir auch in der ganzen Bundesrepublik herum\", erklärt Stelley. Vor der \"Saftbahn\" machten sie Station in Franken, am Donnerstag werden sie in Annaburg erwartet.
Dabei ist die Arbeit, die Stelley und sein Team verrichten, so ungewöhnlich nicht. Im Lauf der Zeit lagert sich im Schotter jede Menge ab: Unrat, Sand, Erde. \"Das vermindert die Federeigenschaft des Schotters. Dann müssen wir ran\", erklärt der Bauleiter.
Das geschehe auf jeder Strecke einmal, normalerweise im Abstand von etwa 20 Jahren. Der Vorteil auf Gleisen wie denen der \"Saftbahn\" liege auch darin, dass Züge danach etwas schneller fahren dürften. Danach ist zeitlich allerdings nicht gleich nach dem Abzug von Michael Stelley und seiner Mannschaft. Nachdem sie die 4,5 Kilometer lange Strecke zwischen Sandersdorf und Heideloh gereinigt haben, muss das Schotterbett noch verdichtet werden. \"Gestopft\", wie die Bahn-Fachleute sagen. Denn Schwellen und Gleise dürften nicht hohl liegen. Doch die Arbeit verrichte wieder eine andere Gruppe.
Mehr Leben auf der \"Saftbahn\" bedeutet auch für die Sandersdorfer, sich umzustellen. Am 23. Juni sollen die neuen Sicherungseinrichtungen - Warnlicht und Schranke - in der Greppiner und der Bahnhofstraße in Betrieb genommen werden.

Mitteldeutsche Zeitung, Sandersdorf/MZ, Ulf Rostalsky, 07.06.2006

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