Die Zörbiger Saftbahn

Pressemeldung vom 17.02.2007


Bahn will nur noch 16 Bahnhöfe betreiben

Sprecher: Die restlichen Gebäude sollen «verkauft oder abgerissen werden»

Die Deutsche Bahn will künftig in Sachsen-Anhalt nur noch 13 Bahnhofsgebäude selbst betreiben. Dies geht aus einer Liste hervor, die der Bahnvorstand intern beschlossen hat. Die restlichen der derzeit rund 100 Empfangsgebäude im Land sollen "verkauft oder abgerissen werden", bestätigte Bahnsprecher Jörg Bönisch.
Bei der Mehrzahl dieser Gebäude handele es sich um Immobilien, die schon seit Jahren leer stünden und verfielen. Sachsen-Anhalts Verkehrsminister Karl-Heinz Daehre (CDU) sagte, es sei schade, "dass die Bahn diese Objekte nicht weiter betreibt."
In Frage stünden nicht die Haltepunkte der Bahn selbst, sondern lediglich die Gebäude, so Bönisch. Die Bahn versuche bereits seit mehreren Jahren, die ungenutzten Bauten zu veräußern. So hatte sie 2003 eine Broschüre für potentielle Käufer aufgelegt, in denen die Immobilien präsentiert werden. Doch bislang ist es nur in Einzelfällen gelungen, die Gebäude einer Nutzung zuzuführen. Das Magdeburger Verkehrsministerium nannte Staßfurt, Thale und Halberstadt als Beispiele, wo die Kommunen die Gebäude erworben haben.
"Es ist wünschenswert, wenn Kommunen die Chance bekommen, als erste zuzugreifen, und wenn sie diese Möglichkeit auch nutzen", betonte Daehre.


K o m m e n t a r:

Ballast bei der Börsenfahrt

Das Bild des Bahnhofs vom Eingangstor ist von der Wirklichkeit schon lange überholt. Jenseits der großen Städte und Prestige-Bauten bestimmen verfallende Gebäude das Bild an den Gleisen.
Viele der kleineren Bahnhofsgebäude rechnen sich schon lange nicht mehr für den Konzern. Wo es keinen Fahrkartenschalter und keine Bahnhofsgaststätte mehr gibt, da braucht die Bahn auch kein Gebäude mehr, das letztlich nur Kosten verursacht. Nachdem sie den Service gegen Null gefahren hat, reichen ihr für den Halt der Züge der Bahnsteig, vielleicht noch ein Dach darüber und ein Fahrkartenautomat. Seit Jahren schon versucht das Unternehmen deshalb, Käufer für ihre Immobilien zu finden. Doch gelingt dies nur schleppend. Jetzt plant der Konzern den großen Schnitt. Eine Immobiliengesellschaft soll das ganze Paket übernehmen und die Bahn auf dem Weg zur Börse vom Ballast befreien.
An der Situation für Reisende und Kommunen verbessert dies nichts. Im Gegenteil. Dort, wo es vor Ort schon konkrete Vorstellungen über die Zukunft der Bahnhöfe gibt, droht sogar Verzug. Denn ein neuer Eigentümer bedeutet auch, dass neu verhandelt werden muss.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung, Halle/MZ, Gunter Immenhoff, 17.02.2007

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