Die Zörbiger Saftbahn

Pressemeldung vom 27.09.2007


Alte «Saftbahnstrecke» unter Dampf

Zum 110-jährigen Jubiläum verkehrt am 30. September eine historische Eisenbahn auf der alten Strecke»

Die einstige Eisenbahnstrecke zwischen Bitterfeld und Stumsdorf, die ihren Namen \"Saftbahnstrecke\" dem Zörbiger Zuckerrübensirup verdankt, wurde am 28. September 2002 für den Personenverkehr eingestellt. Doch anlässlich ihres 110-jährigen Jubiläums soll am 30. September, also dem Vorabend der Streckeneinweihung am 1. Oktober 1897, noch einmal ein Zug zwischen \"Grube Antonie\" und Zörbig im Zwei-Stunden-Takt verkehren - die restlichen Gleisanlagen sind inzwischen nicht mehr befahrbar beziehungsweise zurückgebaut.

Reise- und Güterverkehr

Mehr als acht Jahrzehnte herrschte ein reger Reise- und Güterverkehr. Insbesondere für Berufspendler in das einstige Kohle- und Chemierevier Bitterfeld und Wolfen, aber auch für zahlreiche Landwirtschaftsbetriebe sowie Tagebau- und Industrieunternehmen galt diese Strecke als unverzichtbar. Unmittelbar nach der politischen Wende kam der Güterverkehr gänzlich zum Erliegen. Und das Fahrgastaufkommen war - bedingt durch die Zunahme der individuellen Motorisierung - zeitweise nahezu bedeutungslos geworden. 105 Jahre nach der Eröffnung dann das Aus für die Strecke. Versuche, private Investoren zu finden, blieben erfolglos. Durch die zum 1. Januar 2005 neugegründete Zörbiger Infrastrukturgesellschaft, einer Tochterfirma der Stadt Zörbig, wurde mit der Sanierung der Strecke begonnen und die Wiederaufnahme des Güterverkehrs zwischen Bitterfeld und der Mitteldeutschen Bioäthanolanlage (MBE) in Zörbig aufgenommen.
Aus Anlass des 110-jährigen Jubiläums gibt der Zörbiger Philatelistenverein 1950 auch eine Sonderbriefmarke heraus, die den festlich geschmückten Zörbiger Bahnhof bei der Eröffnung der Strecke zeigt. Des weiteren werden die Briefmarkenfreunde am Sonntag auch einen Sonderstempel, einen Erinnerungsumschlag, eine Erinnerungspostkarte und eine Festschrift über die Geschichte der Bahnstrecke erwerben können. Diese können am Zörbiger Bahnhof als auch während der Fahrt im historischen Zug gekauft werden.
In genau diesem Zug mit den drei kleinen Wagen, der auf der Sonderbriefmarke abgebildet ist, saßen auch fünf Herren mit Hut und Stock sowie ein kleiner Hund. Ein Foto im Heimatmuseum Zörbig belegt diese Situation vom 1. Oktober 1897 anschaulich.
Im Verlaufe ihrer Geschichte wurden die auf der Strecke verkehrenden Züge mit zwei liebevollen Spitznamen bedacht - Stummi und Saftbahn. Der erste, abgeleitet von Stumsdorf, und der zweite, geboren durch einen Unfall. Zwei Kesselwagen mit \"Zörbiger Rübensaft\" waren hier umgekippt und der klebrige Inhalt hatte sich auf die Gleisanlagen ergossen.

Breite Nutzung

Bereits zwölf Jahre nach dieser historischen Fahrt nutzten den Haltepunkt \"Grube Antonie\" 60 000 Personen, die jedoch fast ausnahmslos in den nahe gelegenen Werken, das heißt, der Grube Hermine, den elektronischen Werken, dem Werk Elektron II und der Luftfahrzeuggesellschaft, arbeiteten. Ein Schrankenwärter bediente den sonst unbesetzten Haltepunkt. Da das Stellwerk ziemlich weit vom Haltepunkt entfernt lag, strebte man an, dieses in die Nähe des Bahnsteiges aufzustellen, damit nach der Einfahrt des Zuges die Schranken noch einmal für \"Nachzügler\" geöffnet werden konnten. 1918 wurde der Vorschlag zur Stellwerksverlegung realisiert. Und die Grube Hermine sowie die elektronischen Werke bekamen ein Anschlussgleis. Aufgrund eines sehr hohen Güterverkehrs wurde schon zwei Jahre später am Bahnhof Sandersdorf eine Gleiserweiterung angestrebt. Denn von den Gruben Carl Ferdinand und Vergissmeinnicht wurde ein immenser Zuwachs an Transportgütern erwartet.
Mit 30 Stundenkilometern verkehrte der Zug damals auf der 20,48 Kilometer langen Strecke. Viel schneller wird die historische Bahn am kommenden Sonntag wohl auch nicht fahren. Vielleicht ist es aber nicht die letzte Fahrt eines Personenzuges auf der \"Saftbahnstrecke\".


Fahrplan:

Jubiläum

Anlässlich des 110-jährigen Jubiläums der Zörbiger Eisenbahn verkehrt auf der alten \"Saftbahnstrecke\" am 30. September noch einmal eine Dampflokeisenbahn mit historischen Wagen aus Reichsbahnzeiten. Dabei werden allerdings die Bahnhöfe in Bitterfeld und Stumsdorf nicht angefahren, da in diesem Streckenbereich die Gleise inzwischen teilweise zurückgebaut worden sind.
Start und Ziel der 45-minütigen Fahrt im Zwei-Stunden-Takt sind die Bahnhofe \"Grube Antonie\" in der Bitterfelder August-von-Parseval-Straße sowie Zörbig. Die Abfahrtszeiten \"Grube Antonie\" sind 10, 12, 14 und 16 Uhr. Und die Abfahrtszeiten in Zörbig sind 11.05, 13.05, 15.05 und 17.05 Uhr. Angefahren werden die Unterwegsbahnhöfe in Sandersdorf, Heideloh, Großzöberitz und Zörbig sowie umgekehrt.
Fahrkarten für den Jubiläumszug können am Verkehrstag am Bahnhof Zörbig (Bahnsteig) oder auch im Zug erworben werden. Der Fahrpreis beträgt für Erwachsene sieben Euro und für Kinder im Alter von 6 bis 16 Jahre fünf Euro.

Weitere Infos über die genauen Abfahrtszeiten unterwegs unter www.saftbahn.de

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung, Zörbig, Halle/MZ, Iris Lademann, 27.09.2007

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