Die Zörbiger Saftbahn

Pressemeldung vom 20.09.2008


Saftbahn steht wieder unter Dampf

Jubiläum: Aus Anlass des 111-jährigen Bestehens der Bahnstrecke Bitterfeld-Stumsdorf verkehrt am 27. September ein historischer Personenzug zwischen dem Bitterfelder Haltepunkt Grube Antonie und Zörbig.

Echte Freunde historischer Dampfloks kommen ganz bestimmt am Samstag der kommenden Woche auf ihre Kosten. Denn an diesem Tag verkehrt auf der ehemaligen "Saftbahnstrecke" - aber nur zwischen Grube Antonie (Bitterfeld) und Zörbig - wieder einmal ein Personenzug. Aber kein gewöhnlicher, sondern ein historischer. Und der wird von einer Dampflok gezogen, die bereits auf das Baujahr 1943 verweisen kann. Die Wagen allerdings sind jüngeren Datums. Sie stammen allesamt aus dem Jahre 1960.
Hintergrund dieses Sonderzugverkehrs ist das 111-jährige Jubiläum der alten Strecke, auf der seit 2005 nur noch Güter transportiert werden. Sebastian Herbsleb, der sich seit vielen Jahren für den Erhalt der Strecke einsetzt und jetzt Geschäftsführer der Anfang 2007 gegründeten Zörbiger Eisenbahn GmbH (ZEG) ist, erinnert an die historischen Anfänge.

1897 rollte erster Zug

So habe auf der im Jahre 1897 eröffneten und gut 20 Kilometer langen Nebenstrecke zwischen Bitterfeld und Stumsdorf mehr als acht Jahrzehnte ein reger Reise- und Güterverkehr geherrscht. Für Berufspendler in das Kohle- und Chemierevier von Bitterfeld und Wolfen, aber auch für zahlreiche Landwirtschaftsbetriebe sowie Tagebau- und Industrieunternehmen habe die "Saftbahnstrecke", wie sie im Volksmund nur genannt wurde, als unverzichtbar gegolten.
Doch nach 1990 sei der Güterverkehr fast gänzlich zum Erliegen gekommen, und das Fahrgastaufkommen war zeitweilig nahezu bedeutungslos geworden. Deshalb wurde der Verkehr zum 1. Oktober 2002 eingestellt.

Stadt hat nicht aufgegeben

Aber die Stadt Zörbig wollte die Schieneninfrastruktur erhalten und verhandelte, nach den gescheiterten Übernahmebestrebungen privater Eisenbahnunternehmen, mit der Deutschen Bahn AG um eine Streckenpacht. Die Stadt gründete eine kommunale Infrastrukturgesellschaft, die die Bahnstrecke von der Bahn AG übernahm. Mit dem Ziel, die wirtschaftliche Infrastruktur für das Gewerbe zu erhalten und die Lebensqualität für die Anwohner zu sichern, können seit August 2005 wieder Güter auf dem Streckenabschnitt Bitterfeld-Zörbig transportiert werden.

Gleisanlagen wieder aktiviert

Doch nun soll - vorläufig erst einmal für einen Tag - auf der Strecke wieder ein Personenzug fahren. Und das ist nicht zuletzt das Verdienst der ZEG. Dieses kleine Unternehmen, das fünf Leute zählt, wird auf der "Saftbahnstrecke", den Gleisen der Zörbiger Infrastrukturgesellschaft mbH (ZIG), und darüber hinaus deutschlandweit tätig. Von Zörbig aus erledigt das Unternehmen unter anderem Bahndienstleistungen im Bereich der Transportlogistik, übernimmt Rangierleistungen, Güter- und Containerumschlag, stellt Transportausrüstungen bereit und so weiter. Außerdem biete ZEG Unternehmen, die über keinen eigenen Bahnanschluss verfügen und Güter über das Schienennetz transportieren möchten, die Logistik der gesamten Transportkette über ein oder mehrere Verkehrsträger an - egal, ob auf Straße oder Schiene oder auf dem Wasser, so der Geschäftsführer und Eisenbahnbetriebsleiter, der aus dem Bereich der Lagerwirtschaft kommt. Und er setzt hinzu, dass sein Unternehmen bei grenzüberschreitendem Bahnverkehr mit ausländischen Transportunternehmen zusammen arbeite.

Für die Jubiläumsfahrt der Saftbahn hat das Unternehmen erst einmal das Hauptgleis aktiviert. Das sei aber nur möglich gewesen bis zum Zörbiger Bahnhofsgelände, weil an einem Übergang Richtung Stumsdorf die Gleise entfernt worden sind, und ab dem Bitterfelder Haltepunkt Grube Antonie. Von hier aus fehle gegenwärtig auch die Anbindung zum Bitterfelder Bahnhof. Doch das soll laut Herbsleb nicht so bleiben. Denn noch immer habe er die Vision von der Reaktivierung der alten Saftbahnstrecke von Bitterfeld nach Stumsdorf für den Personenverkehr. Planungen, meint er, existieren bereits.

Briefmarke zum Jubiläum

Dass der historische Zug am Samstag der kommenden Woche an allen vier Bahnübergängen auf dem letzten Teilstück der Strecke anhalten muss, weil die Anlagen außer Betrieb sind und das aus Bestandsschutzgründen auch bleiben, wird es dem Fahrspaß wohl keinen Abbruch tun, ist sich Herbsleb sicher und erzählt, dass der erste Zug in Zörbig gegen 10.30 Uhr mit Musik empfangen werde. Doch der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Zörbig werde nicht nur bei der Ankunft des Zuges zu erleben sein. Denn auf dem gesamten Bahnhofsgelände wird es - musikalisch untermalt - ein Kinderprogramm mit Hüpfburg und Spielen, für die Erwachsenen Verkaufsstände, Bahnsouvenirs und eine Ausstellung geben. Und die Zörbiger Briefmarkenfreunde warten mit Sonderbriefmarken, Erinnerungspostkarte und so weiter auf.

---Dampfsonderzüge---

Fahrplan für die historische Bahnreise

Grube Antonie – Zörbig:
Abfahrtzeiten sind 9.30 Uhr, 12.30 Uhr und 15.30 Uhr. Ein- und aussteigen kann man in Sandersdorf (9.48 Uhr, 12.48 Uhr und 15.48 Uhr), Heideloh (10.03 Uhr, 13.03 Uhr, und 16.03 Uhr). Ankunft in Zörbig ist dann jeweils 10.33 Uhr, 13.33 Uhr und 16.33 Uhr.

Zörbig – Grube Antonie:
Abfahrtzeiten sind 11 Uhr, 14 Uhr und 16.53 Uhr. Ein- und aussteigen kann man in Großzöberitz (11.18 Uhr, 14.18 Uhr und 17.111 Uhr), in Heideloh (11.0 Uhr, 14.30 Uhr und 17.23 Uhr), Sandersdorf (11.45 Uhr, 14.45 Uhr und 17.38 Uhr). Ankunft in Bitterfeld, Grube Antonie, ist dann jeweils um 12.03 Uhr, 15.03 Uhr und 17.56 Uhr.

Die Bahnhöfe Bitterfeld und Stumsdorf werden aus technischen Gründen von den Zügen nicht angefahren. Fahrscheine der Deutschen Bahn und des Regionalverkerhs Bitterfeld-Wolfen sind in den Zügen nicht gültig. Bestellen kann man diese Fahrscheine allerdings ab sofort online unter www.saftbahn.de oder im Zörbiger Textilwarengeschäft Hermersdorf & Hopf, Lange Straße 28, beziehungsweise bei der BSW-Gruppe Bitterfeld (Bahnhof Bitterfeld, Eingang links, 2. Stock, am 21. September von 14 – 18 Uhr).

Die Fahrt kostet im Vorverkauf für eine Hin- und Rückfahrt: Erwachsene 10 Euro (sonst 12 Euro) und für Kinder von 6 bis 14 Jahre 7 Euro (sonst 10 Euro).

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung Bitterfeld, Iris Lademann, Zörbig/MZ, 20.09.2008

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