Die Zörbiger Saftbahn

Pressemeldung vom 24.12.2008


Fahrgäste «schweben» jetzt zwischen Elbe und Heide

Ein moderner Regio-Shuttle hat nun das 40 Jahre alte Triebfahrzeug abgelöst

Mit lautem Hupen fährt die Elbe-Heidebahn an diesem Montag um 13.50 Uhr auf Gleis 4 im Wittenberger Hauptbahnhof ein. Für Triebwagenführer Daniel Wienecke endet eine besondere Fahrt: die Einweisungs- und zugleich Prüfungsfahrt im neuen Regio-Shuttle, der nun den alten Schienenbus auf der Strecke Wittenberg - Bad Schmiedeberg abgelöst hat. "Endlich", wie Wolfdietrich Vetter, Chef des gleichnamigen Busunternehmens und des Neuen Wittenberger Busverkehrs (NWBV), sagt. In dessen Auftrag bedient die Deutsche Regionaleisenbahn (DRE) seit der Abbestellung durch die Nahverkehrsgesellschaft Sachsen-Anhalt im November 2007 diese Strecke.

Manche mögen die 40 Jahre alte "Ferkeltaxe" ja nostalgisch gefunden haben. Laut Vetter war sie für einen modernen Personennahverkehr kaum noch tragbar, weil unkomfortabel und unzuverlässig. "Wir hatten in letzter Zeit sehr viele technische Ausfälle", hofft auch der für den Busverkehr zuständige Betriebsleiter Hans-Jürgen Wolf, "dass das nun ein Ende hat". Wolf hat jetzt ein Pendant bekommen: Wolfgang Vorpahl, von seinem Ehrenamt als Vorsitzender des Ferropolis Bergbau- und Erlebnisbahnvereins (FBE) in der Region bekannt, ist seit kurzem Betriebsleiter Schienenverkehr in Diensten der Firma Vetter. Der Chef erhofft sich, "dass mit dem gestandenen Eisenbahner ein bisschen Herzblut in die Sache kommt".

Die Übernahme der Beförderung der Fahrgäste auf der vor einem Jahr von der Nahverkehrsgesellschaft Sachsen-Anhalt abbestellten Strecke bezeichnet Vetter schon als den Einstieg ins Schienenverkehrsgeschäft, dem möglicherweise weitere Aktivitäten auf anderen von Stilllegung betroffenen oder bedrohten Nebenstrecken im Raum Anhalt-Bitterfeld folgen könnten.

Doch zurück zur Elbe-Heidebahn: Nach einer achtmonatigen Testphase hat Landesverkehrsminister Karl-Heinz Daehre (CDU) im Juli die Finanzierung eines bedarfsabhängigen Schienenverkehrs bis Dezember 2010 zugesagt. An die Förderung hat das Land Bedingungen gekoppelt: Erstens ein Konzept zur besseren Verknüpfung von Bahn und Bus einschließlich der Schaffung eines Wochenend-Angebotes - beides wird ab 7. Januar mit dem neuen Fahrplan erfüllt. Und zweitens, so Vetter, "wurde die Erwartung geäußert, dass das rollende Material verbessert wird".

Dafür hat Vetter den Regio-Shuttle von der Veolia-Eisenbahngesellschaft gepachtet. Vorher war er in Westdeutschland unterwegs. Am Bug prangen jedoch schon das Wappen des Landkreises Wittenberg und die Aufschrift "Elbe-Heidebahn".

Der Regio-Shuttle ist Baujahr 2000, bietet Sitzplätze für 66 Fahrgäste. Durch die Niederflurtechnik ist er für gehbehinderte Menschen gut zugänglich, ebenso müssen Trolleys und Fahrräder nicht "hineingewuchtet" werden. Bis zu zehn Räder können mitgenommen werden. Das Schienenfahrzeug verfügt über Klimaanlage und Toilette. "Durch die Luftfederung merkt man gar nicht, dass man auf Schienen fährt", schwärmt Vorpahl, der sich darauf freut, "mal wieder Eisenbahn ein bisschen hochzupäppeln".

Von Gummibereifung auf Eisenräder - "das ist ein größerer Schritt für ein Unternehmen als man denkt. Und es ist ein Pilotprojekt für das Land", sagt Vetter, wohin er mit der Elbe-Heidebahn will: Von etwa 150 Fahrgästen täglich auf 250. Damit die Verbindung auch über das Jahr 2010 hinaus Zukunft hat.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung, Ute Otto, Wittenberg/MZ, 24.12.2008

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