Die Zörbiger Saftbahn

Pressemeldung vom 23.11.2010


Tannepöls erhielt einen Bahnhof

Podelitz lag in der Nähe der Stadt Zörbig. Der Ort wurde von Slawen gegründet.

Südlich der Straße Bitterfeld-Zörbig hat ein Bach sein Bett gelegt, der aus Glebitzscher Flur kommend über Köckern und Großzöberitz seine Waser in den Zörbiger Teich führt. Dieser Bach, der "Flutgraben", ist heute weitgehend ein trockener Graben. Nur um nassen Frühjahr führt er Sickerwasser. Doch einst gründeten Slawen längs dieses Baches zwischen Großzöberitz und Zörbig einen Ort, der sieben Ortsteile aufwies.
Der Ort Podelitz, der den Nahmen gab, lag dicht neben der Stadt Zörbig hinter dem Teiche. Er wird in einer Urkunde des Markgrafen Konrad 1156 als Podelwice genannt.
1388 nennt ein Lehnbrief Podelicz vor der Stadt Zörbig. 1459 und in folgenden Urkunden wird nur noch die Gemarkung Podelitz genannt.
Der Ort war also nicht mehr besiedelt. 1350 hatte ein Bauer in Wenigen-Podelitz eine von Abgaben freie Hufe. In einem Lehnbrief für die Stadt Zörbig aus dem Jahre 1518 werden auch einen Hufe Land und ein Hof ein Wenigen-Podelitz genannt.
Der Ort wurde erst in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts von seinen Bewohnern verlassen. Auch Basen-Podelitz lag neben Wenigen-Podelitz in der südöstlichen Stadtflur Zörbigs.
1358 besitzt Gumpert von Pouch neben der Teufelshufe auch Gelände in Basen-Podelitz. Um 1358 hatte der Ort 9,5 Hufen Land und acht Bauernhöfe, 1471 wird der Ort noch genannt. Dann wurde er nicht mehr als Ort erwähnt. Seine Flur kam zu Zörbig. Auch Didemanns-Podelitz lag in der östlichen Stadtflur Zörbigs. Der Ort ist nur 1358 erwähnt. Damals hatte die Witwe Conrads von Lettyn eine Hufe zu Didemanns-Podelitz zu Lehen. Auch Scharfen-Podelitz lag in der östlichen Flur Zörbigs. Der Ort, 1445 erstmals in einem Lehnbrief erwähnt, war bis Mitte des 15. Jahrhunderts besetzt. 1459 wird eine Hufe in diesem Ort genannt. Danach wird die Örtlichkeit als wüst Mark bezeichnet. Am Flutgraben zwischen der Gemarkung Scharfen-Podelitz und Tannepöls lag Wasser-Podelitz. 1350 ersterwähnt, war es besetzt bis Ende des 16. Jahrhunderts. 1540 sind noch neun Höfe mit drei Hufen Land zu Wasser-Podelitz besetzt. Die Zeiten überdauert hat nur Tannepöls, seit 1936 Ortsteil von Großzöberitz. Am 22. Juli 1745 brannte der Ort ab, er wurde aber wieder aufgebaut. 1843 hatte er zehn Bauernhöfe, 1865 80 Einwohner und 1885 83. Am 1. Oktober 1897 wurde die Bahnstrecke Bitterfeld-Stumsdorf eröffnet. Tannepöls erhielt einen Bahnhof. Der Gasthof Tannepöls ist vielen noch in Erinnerung.
Die Podelitzdörfer zeigen einen Besonderheit. Podelitz ist ein Bewohnername. Altsorbisch "podol" ist mit Talgrund zu übersetzen, "ici", "itz" als Bewohner, Einwohner, Leute.
Podelitz ist also der Ort der Talbewohner. Dieser Ort war eine sich über vier Kilometer zwischen Großzöberitz und Zörbig im und am Tale des Futgrabens sich erstreckende Streusiedlung, deren Teile unterschiedliche Namenszusätze nach Personen erhielten (Base, Didemann) und solche, die Lage und Größe bezeichnen (Wasser, wenig scharf, Damm). Sechs von Ihnen wurden von ihren Bewohnern verlassen.

Mitteldeutsche Zeitung, Zörbig/MZ/LH, Ausgabe 23.11.2010

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