Die Zörbiger Saftbahn

Pressemeldung vom 03.01.2012


Schicht an der Bahnsteigkante

60 Züge werden es wohl täglich sein, die während ihrer Arbeitszeit im Bitterfelder Bahnhof stoppen. Den Fahrplan haben sie im Kopf. Regionalbahn, ICE, Inter-Regio. Manchmal gibt’s Verspätungen, dann heißt es auch für das Team der Bitterfelder Bahnhofsmission: warten. Mit den Fahrgästen. Die Zeit vergeht schnell. Man hilft beim Koffertragen, steht Rollstuhlfahrern zur Seite, begleitet ältere Menschen zum Bahnsteig oder kommt einfach mal ins Gespräch.

In diesem Winter ist ihre Arbeit angenehmer. Kein Schnee - bis jetzt, klopfen Gisbert Meißner und seine Kollegen auf Holz. Im letzten Jahr sah das ganz anders aus. Verspätungen bis zu 120 Minuten waren keine Seltenheit. Heißer Tee und Brötchen wurden den Wartenden im Büro der Bahnhofsmission gereicht. Oder einfach nur mal aufwärmen. \"Die Leute sind sehr dankbar\", meint Meißner. Seit 2010 gehört er zum Team. Seit 2008 gibt es die Mission. Die Bitterfelder befindet sich in der Trägerschaft der Caritas. Fünf Missionen sind es in Sachsen-Anhalt. Stendal soll in diesem Jahr dazukommen. Erbrachten die Mitarbeiter im Jahr 2008 1.200 Hilfeleistungen, waren es 2011 bereits 2.700.

Das Sextett arbeitet in Schichten über das Programm \"Aktiv zur Rente\" von 8 bis 18 Uhr. Und aktiv ist es. Seit August 2011 sorgen auch Wolfgang Matthei und Wolfgang Grieger für mehr Service an der Bahnsteigkante. Der eine arbeitete einst als Maschinenanlagenmonteur beim CKB, der andere verdiente sein Geld als Transport- und Lagerfacharbeiter in den Rohrwerken. Betriebe, die es nicht mehr gibt. Grieger und Mathhei sind froh über die Aufgaben, die sie hier meistern. Sorgen für ein warmes Plätzchen. Nicht nur Fahrgäste machen in der Bahnhofsmission Zwischenstation, auch Obdachlose werden hier betreut. Menschen, die keinen festen Wohnsitz haben, sind den Leuten in der Einrichtung vertraut.

Die kennt auch Inge Plahusch. Sie möchte die Arbeit rund um den Bahnhof nicht mehr missen. Doch die Tage sind gezählt. Im Oktober 2012 läuft die Maßnahme aus, berichtet sie. Was dann wird: Sie weiß es nicht. Doch jetzt ist sie noch mittendrin. \"Schön, dass es die Mission hier gibt\", meint sie. Inge Plahusch weiß, dass der Service von den Kunden gern angenommen wird - das ganze Jahr über. Aber besonderer Andrang herrsche während der Weihnachtsfeiertage, berichtet sie. \"Man, war hier viel los.\" Dankbar sind die Leute von der Bahnhofsmission auch über die Unterstützung hiesiger Bäckereien. Die Konditorei Goldstein und die Bäckerei Burchert sorgen regelmäßig für frisches Backwerk. \"Wenn die nicht wären, könnten wir unseren Gästen auch nichts anbieten.\"

Am Dienstag werden die Leute von der Bahnhofsmission wieder an der Bahnsteigkante stehen. Mal sehen, was zu tun ist.

Pressebild    
Foto: André Kehrer
Inge Plahusch und Gisbert Meißner helfen Bahnkundin Renate Lindner bei ihrem Gepäck.
   

Mitteldeutsche Zeitung Anhalt-Bitterfeld, Ausgabe 03.01.2012, BITTERFELD/MZ, Sylvia Czajka

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