Die Zörbiger Saftbahn

Pressemeldung vom 17.01.2015


Neue Schranke für Stumsdorf

Investition Die Deutsche Bahn will den Übergang automatisieren und neue Gleise verlegen. Dabei war zweitweise auch von einem Tunnel die Rede.

Die Deutsche Bahn investiert in den kommenden drei Jahren in Stumsdorf und will dort Bahnsteige und Bahnübergang erneuern. Grund der Investitionen ist laut Unternehmen der Bau von elektronischen Stellwerken zwischen Köthen und Halle. Einen Zusammenhang mit dem durch Stumsdorf rollenden InterCity-Verkehr schloss die Bahn aus. Dabei dürften die zwischen Halle und Magdeburg fahrenden Fernzüge auch schneller durch Stumsdorf kommen, sobald dort die Modernisierungen abgeschlossen sind.
Das Bahn-Unternehmen will noch in diesem Jahr die Bahnsteige 1 und 2 sanieren. Bis 2017 sollen 2,3 Kilometer Gleise und vier Weichen neu gebaut werden. Die Schienen zur Saftbahn-Linie sollen zwar liegen bleiben. Aber: „Am Bahnübergang wird der Rückbau des dritten Gleises angestrebt“, berichtet Jörg Bönisch, Sprecher der Bahn. Damit wäre die ungenutzte Verbindung zur Saftbahnstrecke gekappt. Die Bahn will mit der Maßnahme den Raum zwischen den Schranken schmaler gestalten und damit das Gefahrenpotential reduzieren.
Zudem erwägt das Unternehmen, den nördlich von Stumsdorf liegenden Übergang „Zum Bahnhaus“ zurückzubauen. Die holprige Straßenquerung diente in der Vergangenheit bereits als Ausweichroute, sobald ein Defekt an den Schranken Innerorts in der Zörbiger Straße auftrat.
Der dortige Übergang bekommt eine neue Schranke, die elektronisch und damit ohne Schrankenwart funktionieren wird. Konkret wollte sich die Bahn zu dem Vorhaben mt dem sperrigen Namen „Neubau der Übergangssicherungstechnik Zörbiger Straße“ nicht äußern. Ob Halbschranke oder oder Vollschranke ließ Sprecher Bönisch offen. Denn die Planungen seien derzeit nicht komplett abgeschlossen. Auch der Zeitplan sei noch unklar.
Denn per Gesetz müsse noch eine sogenannte Kreuzungsvereinbarung mit der Landesstraßenbaubehörde als Herr der Stumsdorfer Ortsdurchfahrt unterzeichnet werden. Das wird nach Angaben der Bahn in diesem Jahr nicht mehr geschehen. Somit dürften frühestens 2016 Baufirmen beginnen, den Bahnübergang umzugestalten und die neuen Schranken installieren. Dennoch gibt es bereits Zeichen, die Veränderungen ankündigen: So führte das Unternehmen Ende 2014 Vermessungen am Stumsdorfer Bahnübergang durch.
Als die Bahn neue Varianten für den Stumsdorfer Übergang prüfte, kamen zwischenzeitlich auch Ideen ins Gespräch, die das Bild von Stumsdorf verändert hätten. So berichtet Andreas Voss, Bauamtsleiter der Stadt Zörbig, dass zwei neue Straßenführungen diskutiert wurden: „Es gab Überlegungen, einen Tunnel am Bahnübergang zu errichten“. Doch die Idee, die Gleise tiefer zu legen, sei derzeit vom Tisch.
Auch eine andere Option sei zwischenzeitlich im Spiel gewesen. So berichtet der Bauamtsleiter, dass alternativ eine Ortsumgehungsstraße geplant gewesen sei. Dann hätte man Pkw-Fahrer mit Hilfe einer Brücke außerhalb des Dorfes über die Gleise geführt. Womöglich gaben hohe Kosten den Ausschlag dafür. Einen Grund für den Abschied von diesen Möglichkeiten nennt die Bahn bislang nicht. Sind sie vielleicht noch gar nicht vom Tisch?


KOMMENTAR:

Spiel der Varianten

Der Bahnübergang mitten i Stumsdorf ist seit langem ein Ärgernis. Viele Autofahrer beschweren sind, das sie ewig an den geschlossenen Schranken warten müssen –vor allem bei Zügen, die am nahe gelegenen Bahnhof halten. So wundert es wenig, dass die im Vorfeld der geplanten Umgestaltung diskutierte Tunnelvariante bei der Bevölkerung durchaus auf Wohlwollen stieß.
Doch jetzt ist alles wieder offen. Die Tunnelvariante ist offenbar vom Tisch. Auch die Variante einer Umgehungsstraße scheint inzwischen wenig Aussichten auf Erfolg zu haben. Klar ist nur, dass der Übergang modernisiert wird und die Bahn eine automatische, elektronische Schrankenanlage installiert.
Schon dass bringt eine Verbesserung. Hinzu kommt die Sanierung der Gleisanlagen und Bahnsteige. Stumsdorf wird bahntechnisch fit für die Zukunft gemacht. Das ist en klares Zeichen, dass dort auch in den nächsten Jahren Züge rollen und halten werden. Trotzdem täte die Bahn gut daran, die noch bestehenden Rätsel bald zu lösen und den Einwohnern reinen Wein einzuschenken. Denn die müssen mit dem Übergang leben.

Mitteldeutsche Zeitung „ Bitterfelder Zeitung“, Ausgabe 17./18.01.2015, von Stefan Schröter

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