Die Zörbiger Saftbahn

Pressemeldung vom 25.04.2018


Umständliche Touren bis nach Köthen

Zörbiger Rentnerinnen ärgern sich über Nahverkehr

Ist Zörbig zu schlecht an Anhalt-Bitterfelds Kreisstadt angebunden? Zwei Einwohnerinnen ärgern sich über umständliche Fahrten nach Köthen, um dort zum Beispiel zum Arzt zu gehen. „Das ist unverständlich bei solch einer kurzen Strecke“, sagt Sigrid Heim.
Das Anrufbus-System helfe ihr nur begrenzt weiter. „Ich weiß ja nie, wie lange ich beim Arzt brauche.“ – „Erst ist der Zugverkehr aus Zörbig verschwunden, jetzt werden die Busse immer weniger“, beschwert sich auch die Zörbigerin Annelies Gossert.

Die beiden Rentnerinnen müssten oft zwei Mal umsteigen, um mit den Öffentlichen nach Köthen zu kommen. Ein Beispiel: Abfahrt Zörbig, Markt 14.02 Uhr mit dem Bus 440 nach Stumsdorf/Bahnhof. Dort fährt dann der Zug zum Köthener Bahnhof. Um dort dann zum Beispiel noch zur Bärteichpromenade zu gelangen, müsste man in den Bus 478 steigen, um 14.54 Uhr dort anzukommen. Die Fahrtzeit vom ersten Einsteigen in Zörbig würde 52 Minuten dauern. Mit dem Auto wäre es weniger als die Hälfte.

Morgens, zur Zeit des Schülerverkehrs sei die Anbindung in die Kreisstadt besser, berichtet Annelies Gossert. „Aber wer will früh um 7 Uhr nach Köthen, wenn er kein Schüler ist?“ Sie schilderte ihr Problem vor wenigen Tagen dem Zörbiger Stadtrat.
Das Busunternehmen Vetter verweist auf MZ-Nachfrage auf den Nahverkehrsplan, den 2016 der Kreistag beschlossen hat. Er gilt bis 2026. Darin sei eine Direktverbindung Zörbig - Köthen nicht gefordert gewesen. „Aufgrund der geringen Nachfrage ist das auch eigenwirtschaftlich nicht durchführbar“, sagt Vetter-Betriebsleiters Andreas Fischer.
Laut dessen Angaben wird aber zumindest die Strecke Zörbig - Stumsdorf (Linie 440) derzeit „deutlich“ über dem Mindestmaß bedient, da für diese Verbindung eine Landesfinanzierung bestehe. Abgesehen davon sei die Stadt an das Mittelzentrum Bitterfeld sowie das Oberzentrum Halle angebunden. „Damit werden die größten Verkehrsbedürfnisse bereits umsteigefrei abgedeckt.“

Auch über Radegast könne man nach Köthen gelangen. „Da dort aufgrund der geringen Nachfrage außerhalb des Schülerverkehrs nur ein sehr geringes Nahverkehrs-Angebot existiert, steht ein Anrufbusangebot zur Verfügung.“ Das reicht den Zörbigerinnen allerdings oft nicht.
Zörbigs Bürgermeister Rolf Sonnenberger (Bürger für Zörbig/Wählerliste Sport) nahm die Äußerungen der Einwohnerin im Stadtrat ernst. „Das ist durchaus ein Thema.“ Er will es bei den Nahverkehrsplanern ansprechen. Der MZ sagte der Bürgermeister: „Die Verbindung ist nicht nutzerfreundlich, man muss allerdings auch an die Wirtschaftlichkeit denken.“

Nicht nur in Zörbig herrscht Frust über die Anbindung an die Kreisstadt, sondern auch in Sandersdorf-Brehna. Die Stadt meldete bei der Anhörung zum Nahverkehrsplan „weiterhin Bedenken bezüglich der erschwerten Verbindungsmöglichkeiten zur Kreisstadt“ an. Der Landkreis entgegnete mit der Schienenanbindung nach Bitterfeld.
„Von dort sind sämtliche Ziele gut erreichbar“, steht im Nahverkehrsplan. Die Stadt Zörbig schaffte es damals übrigens nicht, eine Stellungnahme zu dem Plan abzugeben – aufgrund von Krankheit in der Verwaltung, erklärte Sonnenberger am Mittwoch.

Mitteldeutsche Zeitung „ Bitterfelder Zeitung“, Zörbig/MZ/STSC, Ausgabe 25.04.2018

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