Die Zörbiger Saftbahn

Pressemeldung vom 13.06.2018


Bahn erregt die Gemüter

Rund 60 Stumsdorfer wollten bei einer Sitzung wissen, was im Ort passiert. Doch der wichtigste Mann kam nicht.

Brechend voll war das Gasthaus „Zum Falkennest“ am Montagabend in Stumsdorf. Rund 60 Einwohner wollten bei der Ortschaftsratsitzung die Bahn-Baumaßnahmen im Ort vorgestellt bekommen. Doch der angekündigte Vertreter der Deutschen Bahn kam nicht. Offenbar ein Missverständnis, wie sich hinterher herausstellte. Nach Angaben der Ortsbürgermeisterin Monika Benroth (Bürgerinitiative) ging der Bahn-Vertreter davon aus, vor dem Termin von der Stadt Zörbig noch eine Bestätigungsmail zu erhalten.
Schließlich sprang Zörbigs Bauamtsleiter Andreas Voss ein, stellte sich vor das Publikum und berichtete sein Wissen. Demnach wird der Bahnübergang Stumsdorf während der Sommerferien 2019 gesperrt – sechs Wochen lang. Umleitungen müssen gefahren werden. Doch es gibt ein Problem: Die Bahn hat den Menschen eine Umfahrung genommen, indem sie 2017 am Ortsrand einen Ausweich-Bahnübergang dauerhaft dicht machte. Stattdessen will sie einen Wirtschaftsweg ausbauen, bis zur Brücke bei Göttnitz, damit die Kraftfahrer von dort rasch ihr Ziel kommen.
Doch dabei ist die Bahn in Zeitverzug geraten. 2019 soll der Ausbau des Weges endlich stattfinden, so Voss. Aber auch Zörbigs Bauamtsleiter wirkte frustriert: „Diese schlechte Nachricht hat uns die Bahn im März überbracht. Sie hat uns in den vergangen Jahren nicht verwöhnt. Vieles von uns ist ignoriert worden.“ Die Stumsdorfer befürchten, dass der Wirtschaftsweg erst nach den Sommerferien gebaut werden könnte. Das wäre zu spät. Am Ende bliebe dann nur der längere Umweg über die Bahnbrücke bei Schrenz.
Andreas Voss informierte im Falkenhaus außerdem, das 2019 in Stumsdorf an der Ladestraße ein neues Elektronisches Stellwerk entsteht und der Bahnsteig 2 noch verlängert werden soll. Er erklärte zudem die Sanierungs-Bemühungen der holprigen Kopfsteinpflaster-Strecke an Ende der Ladestraße, die auf die Ortsdurchfahrt Stumsdorf führt. „Das ist eine knochenbrechende Straße“, so der Bauamtsleiter.
Den Stumsdorfern geht es um mehr als nur den Bahnübergang, das ist am Montag klargeworden. Es geht um den ganzen Ort. Sie beschäftigt unter anderem das aus ihrer Sicht unaufgeräumte Bahnumfeld, wo seit Jahren schon gearbeitet wird. „Wenn ich als Fremde nach Stumsdorf kommen würde, ich würde weiterfahren“, meinte eine Anwohnerin.
Wiederholt wurde das verlassene Bahnhofsgebäude angesprochen. Der gehört einem Unternehmer, der es blind gekauft habe. Möglicherweise könnte die Stadt Zörbig den Bahnhof jetzt kaufen. Aber wie geht es dann weiter? Abreißen? Dafür könnten laut dem Bauamtsleiter Fördermittel fließen. Doch prompt protestierte ein Stumsdorfer: „Das Bahnhofsgebäude war wichtig für die Entwicklung des Ortes, den Abrissgedanken finde ich sträflich.“ Andere Gäste stimmten ihm zu.
Nach Angaben von Voss fehlen allerdings potentielle Nutzer oder auch realistische Nutzungsideen für das Gebäude. „Wenn ein Vorschlag aus dem Ort kommt, dann gehen wir dem nach, da sind wir offen.“ Insgesamt blieb der Termin auch ohne den Bahn-Vertreter ein Erfolg. Die Stumsdorfer und die Stadt Zörbig haben ihre Probleme und Vorstellungen ausgetauscht. Bei einigen Anfragen kündigte Bauamtsleiter Voss auch an, sich kümmern zu wollen.

Mitteldeutsche Zeitung „ Bitterfelder Zeitung“, Stumsdorf/MZ, Ausgabe 13.06.2018, von Stefan Schröter

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