Feilschen um den Acker
Der Batterie-Hersteller Farasis will in Bitterfeld-Wolfen eine riesige Fabrik bauen. Die Flächen besitzt er aber noch nicht. Das kann zum Problem werden.
Die geplante Ansiedlung des Batterie-Herstellers Farasis führt offenbar zu einer Goldgräber-Stimmung in Bitterfeld-Wolfen. Das amerikanisch-chinesische Unternehmen teilte Anfang Mai mit, für 600 Millionen Euro ein neues Batteriewerk errichten zu wollen. Im ersten Schritt sollen mindestens 600 neue Industrie-Arbeitsplätze entstehen. Doch es gibt Probleme - und der geplante Bau ist keineswegs sicher.
Es ist eine der größten Einzelinvestitionen in der Geschichte Sachsen-Anhalts. Doch auch das dazu benötigte Areal im sogenannten Solar-Valley ist riesig. Noch ist der Verkauf nicht über die Bühne gegangen. Einige Eigentümer von Teilflächen hoffen offenbar auf kräftig steigende Bodenpreise.
Forschungszentrum geplant
In einem ersten Schritt will das Unternehmen bis 2022 eine Produktion von sechs bis zehn Gigawattstunden (GWh) aufbauen. Eine GWh entspricht rund 28 000 Batterien für den E-Golf. Dazu wird eine Fläche von etwa 90 Hektar benötigt - umgerechnet 126 Fußballfelder.
Das Areal befindet sich um und im bereits bestehenden Solar Valley. „Diese Planungen sind gesichert“, teilte eine Stadtsprecherin am Dienstag auf MZ-Anfrage mit. Es handelt sich offenbar um drei Teilflächen. Eine befindet sich im Besitz der Stadt, eine gehört einem Zweckverband und eine dritte einem Unternehmen.
Letzteres hat dem Vernehmen nach zugesagt, die Flächen an den Batterie-Hersteller zu verkaufen. „Der Investition steht nichts im Weg“, sagt auch Sachsen-Anhalts Wirtschaftsstaatssekretär Jürgen Ude, der die Ansiedlung maßgeblich eingefädelt hat.
Bisher hat Farasis lediglich einen sogenannten „Letter of Intent“ - eine Art Absichtserklärung - unterzeichnet. Im Sommer soll laut Ude der Verkauf der Flächen an Farasis erfolgen. Dass die Bekanntgabe der Investition bereits vor dem Erwerb der dafür nötigen Flächen erfolgt ist, dürfte am Zeitdruck für den Bau gelegen haben. Farasis hat bei der Bundesregierung eine Förderung für ein millionenteures Forschungszentrum beantragt. Das 2002 gegründete Unternehmen, das nach eigenen Angaben bereits zwei Fabriken in China betreibt, muss dafür in Deutschland etwas vorweisen.
Das Unternehmen ist bereits der drittgrößte Hersteller für E-Auto-Batterien in China. In den Auto-Zulieferermarkt stieg Farasis nach eigenen Angaben 2015 ein.
Je nach Entwicklung des Elektro-Auto-Marktes sind jedoch bereits Erweiterungen vorgesehen. Insgesamt könnte die Kapazität nach MZ-Informationen auf 24 GWh steigen, dazu sind weitere 30 Hektar Land notwendig. Wie Insider berichten, sind diese Flächen - es handelt sich um Ackerflächen - jedoch im Besitz von mehr als 60 Eigentümern. „Die werden natürlich versuchen, ihr Land zum Höchstpreis zu verkaufen“, so der Insider.
Nach Angaben von Thalheims Ortsbürgermeister Manfred Kressin sei es bei solchen Großinvestitionen „vollkommen normal, als Kommune nicht alle möglichen Erweiterungsflächen bereits zu besitzen“. Kressin war Anfang der 2000er Jahre an der Ansiedlung des Solar-Unternehmens Q-Cells beteiligt. „Solche Investitionen muss man als Region wollen“, so Kressin. „Es wird auch immer Landeigentümer geben, die das als Lottogewinn ansehen.“ Man werde sich in der Regel aber immer einig.
Bahnanschluss geplant
Auch welche Infrastruktur-Maßnahmen für die Batterie-Fabrik notwendig sind, wurde bisher öffentlich kaum thematisiert. So soll das Werk einen Bahn-Anschluss erhalten. Nach bisherigen Plänen wird die neue Strecke über Sandersdorf-Brehna geführt und berührt dort offenbar auch Stadtgebiete. Welcher Güter-Verkehr damit verbunden sein wird, ist derzeit noch unklar.
Mitteldeutsche Zeitung „ Bitterfelder Zeitung“, Bitterfeld-Wolfen/MZ von Steffen Höhne, 22.05.2019