Die Zörbiger Saftbahn

Pressemeldung vom 19.04.2002


Zu kleiner Zug und schmuddelige Gebäude

Image der "Saftbahn" in der Kritik - Triebwagen alt und laut

An jedem Wochentag auf dem Zörbiger Bahnhof das gleiche Bild. Meist sind es Jugendliche, die am Morgen auf ihr Beförderungsmittel aus Stumsdorf Richtung Sandersdorf oder Bitterfeld warten - zu den Gymnasien wollen oder zur Ausbildungsstätte. Und weil in den Frühstunden von den umliegenden Dörfern kaum ein Bus fährt, kommen einige mit dem Fahrrad. Im Grunde kein Problem, die Drahtesel im Zug mitzunehmen, denn diese werden kostenlos von der Bahn befördert. Doch genau hier liegt der Hase im Pfeffer. Denn der Zug kommt von Stumsdorf schon voll an.

Dann ist kaum noch Platz für ein Rad. "43 Sitzplätze stehen zur Verfügung", erklärte Sebastian Herbsleb, Mitglied im Fahrgastverband "Pro Bahn", auf einer Ausschuss-Sitzung des Zörbiger Stadtrates, der ihn eingeladen hatte, um seine Ausführungen zu hören. Denn auch an die Stadt waren in jüngster Zeit verstärkt Beschwerden zum Zustand des Bahnhofsgebäudes aber auch des Zuges selbst herangetragen worden.

Obwohl tagsüber der Zug manchmal fast leer ist, habe eine Fahrgastzählung der Nahverkehrsservice - Gesellschaft Sachsen-Anhalt im November 2001 ergeben, dass in Spitzenzeiten manchmal über 60 Fahrgäste im Triebwagen Platz finden müssen. "Das sind rund 300 bis 400 Reisende am Tag", führt der 21- jährige aus, der sich seit Jahren für den Erhalt der Bahnstrecke und damit im Zusammenhang stehende Verbesserungen einsetzt.

"Die Leute, mit denen ich gesprochen habe, sind vor allem der Meinung, dass der gegenwärtige Triebwagen viel zu klein, zu langsam und zu laut ist", so Herbsleb. \"Im Sommer ist er aufgrund seines Alters sogar schon mehrmals ausgefallen\", weiß er. Er fragt sich nun, weshalb der Vorgänger, der größer und wesentlich neuer war, von der Bahn abgezogen wurde und woanders zum Einsatz kam.

Eine Nachfrage der MZ beim Leiter der Transportleitung Halle, Burghard Welle, hat ergeben, dass die Bahn nur eine begrenzte Anzahl dieser neueren Triebwagen zur Verfügung hat. Und sie müssten dort eingesetzt werden, wo schneller gefahren werden kann und die Fahrgastzahl höher ist. Das sei auf der Strecke Köthen - Aken der Fall. Und deshalb fahre der Zörbiger Zug jetzt dort. Sobald neue Triebwagen angeschafft werden, und das sei nach Aussage von Welle im Herbst der Fall, dann rücken die jetzigen nach und die ganz alten, wie die auf der \"Saftbahnstrecke\", werden ausgemustert.

Ausmustern kann aber der Bitterfelder Bahnhofsmanager, Klaus Hiltrop, \"seine\" Fahrkartenautomaten auf den Unterwegsbahnhöfen nicht, nur weil sie immer wieder beschmiert und besprüht werden. \"Wir haben sie mindestens schon fünfmal gestrichen, aber schon am nächsten Tag sehen sie aus wie vorher\", klingt seine Stimme etwas hilflos. Und bei der aufgestellten Wartehalle habe er schon die Bänke entfernen müssen, weil sie jeden Tag kaputt waren. Diese Unterstellmöglichkeit sei eine Forderung gewesen, weil der Deutschen Bahn AG die Bahnhofsgebäude nicht mehr gehören.

Sie werden seit der Wende von der Allianz Grundstücks GmbH mit Sitz in Berlin verwaltet. Diese sei nach Aussage für die \"Verkehrssicherung\" des Gebäudes zuständig - bis es verkauft ist.

Viermal im Monat sei ein Mitarbeiter vor Ort, um nach dem rechten zu schauen. Der Vandalismus, der bei zerschlagenen Fensterscheiben beginnt und bei Sprühaktionen aufhört, bleibe natürlich nicht verborgen. Stoppen könne man die Gewalt, die auch an den Fahrkartenautomaten nicht Halt macht, nur dadurch, die Verursacher auf frischer Tat zu stellen. Bei Beschwerden zum Bahnhofsgebäude könne man sich auch an die Allianz Grundstücks GmbH (Tel. 030-5383 4005) wenden.

Mitteldeutsche Zeitung Bitterfeld

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