Endspurt mit Zuversicht
PRO GROUP Die Baustelle für die Papierfabrik im Stakendorfer Busch liegt trotz Corona-Einschränkungen im Plan. Weit über 1.000 Arbeiter sind vor Ort.
Papier ist geduldig. Mag sein. Die Hersteller von Papier aber sind es nicht. Geduld gibt für die Landauer Pro Group AG aus der Pfalz nicht den Takt vor. Die Baustelle für die Papierfabrik am Stadtrand von Sandersdorf soll nach 18 Monaten Bauzeit im Spätsommer 2020 in Betrieb gehen.
Ein durchaus sportlicher Plan für das knapp 465 Millionen Euro schwere Projekt. Und wie es aussieht, wird der aufgehen. „Die Baustelle liegt im Zeitrahmen“, erklärt Dagmar Ginzel, Leiterin der Unternehmenskommunikation der Pro Group AG.
Große Herausforderung
Gerade in diesen Wochen eine Herausforderung. Viele Firmen auf der gigantischen Baustelle beispielsweise haben ausländische Mitarbeiter beschäftigt. Die kommen teilweise jetzt nicht mehr über die Grenze, ihre Länder halten diese wegen der Pandemie geschlossen. „Das könnte zu einer Verzögerung führen. Doch dem Problem wirken wir mit flexibler Personalplanung entgegen“, so Ginzel. „Von daher sind wir optimistisch, dass wir den Termin halten.“ Zudem habe das Unternehmen die Schutzma0nahmen für sämtliche Beschäftigte massiv erhöhen müssen. Probleme, die zu Beginn der Arbeiten an der Papierfabrik im Juni vergangenen Jahres noch nicht absehbar waren.
Trotz alle, geht es für die rund 1.100 Leute, die derzeit auf Sachsen-Anhalts größter Baustelle arbeiten, weiter im Takt hin zum Endspurt. Dieser Tage erst ist das eigens für die Firma errichtete Umspannwerk ans Netz gegangen. Die hochmoderne Kreislaufwasserbehandlungsanlage wird für die Inbetriebnahme vorbereitet – das heißt unter anderem, deren gesamte Behälter werden jetzt geprüft. Wer weiß schon, was allein hier alles an Zeit und Aufwand dahintersteckt?
Auf diese Anlage, sagt Dagmar Ginzel, sei das Unternehmen „richtig stolz“. Einmalig sei sie. „Mit der sparen wir knapp vier Millionen Kubikmeter Frischwasser pro Jahr ein.“ Das ist enorm und so viel, wie rund 80.000 Personen in Deutschland in der Zeit verbrauchen.
Pro Group setzt nach eigenen Worten mit seiner Green-Hightech-Strategie auf Nachhaltigkeit. Dafür fließen mehr als 100 Millionen Euro in entsprechende Technologien. Unter anderem auch in diesen optimierten Wasserkreislauf. Denn das Wasser, das die Papiermaschine braucht, wird nicht wegfließen, es wird aufbereitet. An Ort und Stelle. „Wir haben hier in modernste Technologien zur Abwasserreinigung investiert“, stellt Dagmar Ginzel fest.
Wasser ist für jede Papierfabrik quasi der Lebenssaft. Deshalb hatr die Fabrik im Stakendorfer Busch auch einen eigenen Anschluss an das Fernwassernetz. Der Standort wird gar zu einem seiner großen Industriekunden werden, wie der Fernwasserversorger Elbaue-Ostharz erklärt. Doch vielleicht erweist sich der Kunde doch nicht so gut für den Wasserverkäufer? Denn der ist sparsam. Die Papiermaschine, die modernste übrigens, die der Markt zu bieten hat, verbraucht lediglich rund 1,4 bis 1,5 Kubikmeter Wasser pro Tonne Papier. Und das sind bis zu 85 Prozent weniger Wasser als vergleichbare Anlagen verbrauchen.
Modernste Technologien
Zur Nachhaltigkeit gehört unbedingt auch der Anschluss des Produktionsbetriebes an ein Bahngleis. Der wurde vom Standtrat Sandersdorf-Brehna bereits genehmigt. „Jetzt geht es darum, ihn umzusetzen, um zukünftig über eine Reduzierung von Lkw-Transporten die CO²-Emissionen in der Region zu reduzieren“, so Ginzel.
Die Nachfrage nach Wellpappe, die hier komplett aus Altpapier hergestellt wird und die ab dem zweiten Halbjahr 2020 aus dem Werk Sandersdorf der Pro Group AG kommt, ist riesig. Amazon und Co. Brauchen diese zum Verpacken ihrer Waren. Knapp 3.000 Tonnen Pappenrohpapier werden pro Tag produziert. Pro Minute kann die Papiermaschine 1.600 Meter ausspucken.
Mitteldeutsche Zeitung „ Bitterfelder Zeitung“, Sandersdorf/MZ von Christine Färber, 18./19.04.20