Zörbig verdichtet sich
WOHNEN Brachflächen adieu – stattdessen will die Verwaltung Lücken mit neuen Wohnhäusern schließen.
Die Stadt ist im Kommen. Zörbig mit seinen rund 10.000 Einwohnern in elf Ortschaften braucht Platz zum Bauen. Statt an den Rändern auszuweiten und in die Breite zu wachsen, hat sich die Verwaltung Flächen in der Innenstadt auserkoren, um Bauland zu erschließen.
Nachdem zuletzt im Oktober die Weichen für ein kleines Wohngebiet mit vier bis fünf Bauplätzen auf dem Gelände der ehemaligen Kartoffellagerhalle gestellt wurden (die MZ berichtete), geht der nächste Blick nach weiter Richtung Zentrum. Nördlich der gerade nicht genutzten Schienen und das Bahnhofs soll es in der Wilhelmstraße auf 2,5 Hektar Platz für rund 20 Häuser geben.
Bauland innerorts
Seit 2019 plant die Verwaltung, hier zu bauen. Am kommenden Mittwoch entscheidet der Stadtrat. Gibt er die Vorlage frei, reicht die Stadt den Bebauungsplan beim Landkreis ein – und kann die Wilhelmstraße dann als städtisches Baugebiet ausweisen. „Danach werden wir damit beginnen, die Infrastruktur zu schaffen“, sagte Bauamtsleiter Andreas Voss im Ortschaftsrat Zörbig. Der Bewuchs auf den Brachflächen solle Anfang nächsten Jahres verschwinden. Außerdem sollen Gleisanlagen die sich auf dem Gebiet der Stadt befinden, zurückgebaut werden.
Was ist mit der Saftbahn?
Im Rücken des neuen Baugebietes verlaufen immer noch Eisenbahnschienen – diese gehören zur Bahnstrecke Bitterfeld-Stumsdorf, sind zur Zeit unbenutzt, aber noch nicht entwidmet. Zuletzt wurde aber über eine Revitalisierung der sogenannten Saftbahn nachgedacht: als Nahverkehrsstrecke und für die Papierfabrik Progroup in Sandersdorf. „Wir können den Transport nicht ausschließen“, sagte Bürgermeister Matthias Egert (CDU). Da aber in Stumsdorf eine Weiche zur Anbindung an das überregionale Bahnnetz fehle, rechnet die Stadt vorläufig nicht mit einer Wiederbelebung der Schiene. Trotzdem werden künftige Grundstückseigentümer verpflichtet, Ruheräume wie etwa das Schlafzimmer nach vorn in Richtung Straße zu planen. Außerdem müssen zwischen Schiene und Grundstück sechs Meter Abstand gebracht werden.
40 bis 45 neue Wohneinheiten sollen allein in der Ortschaft Zörbig entstehen. Dabei besteht zumindest zahlenmäßig kein Bedarf an neuem Wohnraum, hatten die Planer vom Planungsbüro StadtLandGrün, mit denen die Verwaltung den neuen Flächennutzungsplan sowie den Entwurf für die Wilhelmstraße erstellt hat, auf einer Stadtratsitzung im Juli ausgeführt. Nach Prognosen werde auch die Einwohnerzahl sinken. Allerdings: „Der gestiegene Platzbedarf pro Familie und Haus ist zu berücksichtigen“, so die Stadtplanerin Astrid Friedewald.
Mitteldeutsche Zeitung „ Bitterfelder Zeitung“, Zörbig/MZ von Andrea Dittmar, 10.12.2020