Bahnstecken wiederbeleben?
Landrats-Kandidaten wollen ÖPNV in Anhalt-Bitterfeld neu strukturieren
Ein beliebtes Thema in jedem Wahlkampf ist der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV). Das ist im Landkreis Anhalt-Bitterfeld nicht anders. Auch bei der Vorstellung der drei Kandidaten für das Amt des Landrates nahm diese Problematik einigen Raum ein.
Vor allem Andy Grabner (CDU) und Swen Knöchel (Linke), der gemeinsame Kandidat von Linken, SPD und Bündnis 90/Grüne, haben sich mit dem Thema schon intensiver auseinandergesetzt. „Es gibt bereits einige Ansätze, da wieder mehr Schwung reinzubringen“, sagt Grabner und nennt als Beispiel die existierende Arbeitsgruppe zur S-Bahn Köthen - Sandersdorf - Bitterfeld - Leipzig.
Mehrere Strecken könnten in Zukunft wieder genutzt werden
„Ich werde mir die Struktur des ÖPNV im Landkreis genau anschauen und dann werden wir alles am Bedarf ausrichten. Da die Strecke Köthen - Stumsdorf - Zörbig - Sandersdorf - Bitterfeld, die sogenannte Saftbahn, noch gewidmet ist, werden wir sie uns genau so ansehen, wie die Strecke von Köthen nach Aken, die, so viel ich weiß, für Transportzwecke ja auch noch genutzt wird.“
Auch Knöchel umtreibt dieses Thema. „In den letzten Jahren sind sehr viele Strecken der Bahn aus verschiedensten Gründen stillgelegt worden. Die Bahn hat dort keine Zukunft, hieß es. Diese Diskussion hat sich mittlerweile gewandelt“, sagt Knöchel. Er verweist darauf, dass die Nahverkehrsgesellschaft Sachsen-Anhalt (Nasa) in letzter Zeit bereits einiges angeschoben hat.
Beide Kandidaten wollen auch den Busverkehr genauer unter die Lupe nehmen
Laut MZ-Informationen gehören sowohl die Saftbahn als auch jene Strecke von Köthen nach Aken zu denen, die die Gesellschaft unter die Lupe genommen hat und in ihrer Bedeutung vielleicht neu bewertet. Zudem, so Knöchel, müsse auch über neue Strecken nachgedacht werden, denn nach dem Motto „Mehr Güter auf die Schiene“ funktioniere es im Moment gar nicht mehr, weil das Netz rettungslos überlastet sei.
Beide Kandidaten wollen auch den Busverkehr genauer unter die Lupe nehmen sowie das Zusammenspiel zwischen Bus und Bahn. „Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld ist sehr gut gesegnet mit den vorhandenen Linien. Da müssen wir uns bis zur Neuvergabe der Rechte 2024 einiges einfallen lassen, um dieses Potenzial auch wirklich optimal zu nutzen“, so Knöchel.
Angesprochen auf einen Beitritt zum Mitteldeutschen Verkehrsverbund reagierte Grabner zurückhaltend. „Vor einem MDV-Beitritt müssen wir zunächst einmal über die Optimierung der eigenen Ressourcen nachdenken. Vielleicht bauen wir das kostenlose Schülerticket ja noch über die zehnten Klassen hinaus aus. Auch für die Senioren könnte ich mir noch lukrativere Angebote vorstellen“, sagte Grabner, ohne das zunächst näher auszuführen.
Mitteldeutsche Zeitung „ Köthener Zeitung“, Köthen/MZ von Karl Ebert, mz-web.de, 01.06.2021