Die Zörbiger Saftbahn

Pressemeldung vom 16.02.2023


Abriss des Bahnhofs startet

INVESTITON Ab Freitag haben Bauarbeiter in Bitterfeld das Sagen: Bahn und Stadt stellen den Ablauf für Abbruch und Neubau des Empfangsgebäude und des Vorplatzes vor.

Bitterfeld/MZ - Das Großprojekt Bahnhofsneubau in Bitterfeld beginnt. Der Abriss des im August 1875 in Betrieb gegangenen Gebäudes startet am Freitag. Bis Ende 2024 will die Deutsche Bahn ein neues Empfangsgebäude bauen und die Stadt den Vorplatz zur Schnittstelle des Personennahverkehrs umgestalten – bei laufendem Bahnbetrieb.
Gesamtkosten: 23 Millionen Euro von Bund, Land, Bahn und Stadt. Über die einzelnen Schritte und die Folgen für die Fahrgäste informierten Bahn und Stadt Dienstagabend in einem Bürgerdialog im Ratssaal Bitterfeld mit rund 80 Gästen. Diese hatten viele Fragen.

1 Was ist bereits im und am Bahnhof passiert?
„Die Bauvorbereitung ist seit mehreren Wochen in vollem Gange“, erklärte der Leiter des Bahnhofsmanagements Halle, Karsten Kammler. Geschäfte wie Bäcker und Buchladen sind längst ausgezogen.
Die Bahnhofsinfo zieht in den nächsten Tagen nach draußen. Dort stehen bereits Container für deren Mitarbeiter, als Aufenthaltsraum für Passagiere und für die Bahnhofspolizei.

2 verläuft der Abriss und wie kommt man zum Zug?
„Die Erreichbarkeit der Bahnsteige ist jederzeit gewährleistet“, versicherte Kammler. Doch die Wege der Fahrgäste variieren. Der Abriss beginnt am 17. Februar an der Bahnhofsrückseite. Dort brauche man Platz für den „Löwengang“, einen mit Holz umkleideter Gang, der parallel zum Gebäude und den Bahnsteigen verläuft. Durch ihn gelangen die Bahnkunden während der Bauphase zum Tunnel zu den Bahnsteigen.
Dafür wird das Gleis 1 am Bahnhofsgebäude bis 15. April gesperrt. Es wird schon jetzt wegen der Arbeiten auf der Strecke in Richtung Dessau nicht genutzt. Die Passagiere werden dann links und rechts am Gebäude vorbei über das Gleis geführt. „Der Hauptzugang durch das Gebäude ist sechs Wochen lang dicht“, so Architekt Heiner Hühnerbein. Die Gleisübergänge werden ab Freitag angelegt.
Der Abriss soll im zweiten Quartal 2023 beendet sein. Danach startet der Neubau. „Wir hoffen, dass der Rohbau im ersten Quartal 2024 steht“, so Hühnerbein. Dieser rückt ein Stück von den Gleisen weg gen Vorplatz. Der Eingang zum Bahnsteig-Tunnel liege dann außerhalb. „Deshalb entsteht ein überdachter Zwischenbau als Verbindung“, so Hühnerbein. Perfekt wäre es, wenn der neue Bahnhof zum Stadtjubiläum im Juni fertig ist. „Doch das wird extrem knapp“, sagte Kammler. „Ich wäre auch froh, wenn wir zur 800-Jahr-Feier das Richtfest begehen.“

3 Wie sieht das künftige Bahnhofsgebäude aus und was beherbergt es alles?
Das Empfangsgebäude besteht aus Recyclingbeton und bis zum Boden reichenden Glasfronten. „Für die Fassade wird recyceltes Aluminium verwendet“, erklärte Hühnerbein. Farben wie Maya-Gold, Kupfer und Brauntöne sollen an Bitterfelds lange Kohle- und Bernstein-Tradition erinnern. Auf dem Dach wird eine 75-KW-Photovoltaikanlage installiert. Hinzu kommen eine umfangreiche Dachbegrünung, Fledermauskästen und Vogelschutz bei der Verglasung.

Innen gibt es einen großen tageslichtdurchfluteten Empfangsbereich mit beheiztem Fußboden, Sitzbänken, Schließfächern, kostenfreiem Wlan, Fahrgast-Anzeige, Geldautomat und DHL-Box. Links schließt sich ein dreigeteilter Bereich mit Bäcker samt Außensitz, Reisezentrum und Buchhandlung an. Im dritten Bereich werden ein Vetter-Büro, die Bundespolizei, Pausenräume für Mitarbeiter der DB regio und – so sich ein Betreiber findet – vielleicht eine Bahnhofsmission Platz finden. Zudem gibt es Toiletten, die von innen und teils von außen erreichbar sind.

4 Was ist auf dem Vorplatz alles vorgesehen?
„Das Erscheinungsbild wird sich komplett verändern“, sagte OB Schenk. Man werde die Park+Ride-Flächen am Bahnhof und neben der Feuerwehr in der Mittelstraße erweitern sowie die Lage bei Kurzzeit-Parkplätzen verbessern. Radfahrer werden kürzere Wege haben, da eine zusätzliche Abstellanlage zwischen dem neuen Gebäude und den Gleisen entsteht. Die Bushaltestellen werden ausgebaut und mit digitalen Infotafeln bestückt. Die Gehwege werden angepasst und ein energieeffizientes Beleuchtungssystem installiert. Auch Barrierefreiheit spiele eine große Rolle.
Erhalten bleibt die Lok. „Sie rückt ins Zentrum des Platzes“, so der OB. „Entstehen wird hier ein attraktiver Zugang zur Innenstadt.“ Sieben Millionen Euro kostet der Umbau, zehn Prozent bringt die Stadt per Kredit als Eigenmittel auf.

5 Welche Kritik und Hinweise hatten die Einwohner noch?
Für die Radplätze wurden von mehreren Bürgern Überdachungen gefordert. Auch eine Reparaturstation sei wünschenswert. „Das ist möglich, wenn wir einen Betreiber finden“, sagte Amtsleiter Stefan Hermann. Prüfen soll die Bahn die Fliesen in der Unterführung. Da stehe schon jetzt oft das Wasser und es sei gefährlich glatt.
Nötig seien ebenso größere Fahrstühle. Laut Bahn kommt ein neuer Fahrstuhl hinzu. „Der ist größer.“ Auch die Öffnung des Bahnhofs rund um die Uhr wurde gefordert. Das sei wünschenswert, sagte Kammler. Zusagen könne er es aber wegen der Vandalismusgefahr nicht.


Pressebild    
Foto: MZ-Bericht vom 16.02.2023
   

Mitteldeutsche Zeitung „ Bitterfelder Zeitung“, Bitterfeld/MZ von Frank Czerwonn, 16.02.2023

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