Die ersten Mauern fallen
VERKEHR Am Bahnhof Bitterfeld schwingt die Abrisskeule. Stück um Stück verschwindet das Gebäude. Fahrgäste kommen nur durch separate Gänge zu Zügen.
Es ist vorbei. Seit Montagmittag ist die Empfangshalle des Bitterfelder Bahnhofs Geschichte. Die großen Eingangstüren sind verbarrikadiert, die ersten Mauern des Bahnhofs bereits gefallen. In den kommenden Tagen und Wochen herrschen hier Abrissbirne und Bagger. Stück für Stück wird das 165 Jahre alte Gebäude verschwinden. Doch immerhin rollen die Züge weiter. Und im nächsten Jahr soll dann das neue, moderne Bahnhofsgebäude eröffnet werden.
„Wir haben die beiden neuen Wege zu den Gleisen am Montag planmäßig übergeben“, sagt Bahnhofsmanager Karsten Kammler. Schon in den vergangenen zwei Wochen diente die Halle lediglich noch als Durchgang zur Unterführung. Das Besucherzentrum war am 21. Februar als letzter Mieter ausgezogen. Seitdem befindet es sich provisorisch in einem Doppelcontainer auf dem Bahnhofsvorplatz. Direkt daneben steht ein roter Fahrkarten-Automat.
Doch die raschen Veränderungen sorgen bei so manchem Reisenden für Irritationen. Trotz Ausschilderung stockten am Dienstag viele vor dem verbarrikadierten alten Haupteingang und schauten sich suchend um. „Wie komme ich denn jetzt zu meinem Zug“, fragte Annie Glibsch – und bekam Hilfe von einer anderen Passantin.
Links und rechts vom Bahnhof führen nun die mit Metallgerüst und Planen versehenen Laufwege über das derzeit gesperrte Gleis 1 zum Bahnsteig 2. Von dort hat man Zugang zur Unterführung, die zu den anderen Bahnsteigen führt. Die meisten Bahnkunden nutzen den rechten Weg, der quasi eine Fortsetzung der Lindenstraße ist und direkt an den Bus-Haltestellen vorbeiführt.
Obwohl die Bahnhofsbaustelle mit hohen Holzzäunen abgesperrt ist, kann man von außen das Abrissgeschehen halbwegs verfolgen. Und das tun immer wieder Schaulustige und fotografieren – teils mit Wehmut. Der flache Gebäudeteil direkt links neben dem Eingang ist bereits verschwunden. Auch hoch oben in der linken Seitenfront klafft schon ein großes Loch. Auf dem linken Baufeld türmen sich die ersten Abrissberge. Alles wird nach Material getrennt. Ein Bagger schaufelt die Überbleibsel des Bahnhofs in Container. Bereits seit Anfang Februar wurde das Gebäude Stück um Stück entkernt. Nun geht es an die Bausubstanz.
Vor allem im hinteren Bereich, der an die Bahnsteige grenzt, ist Baufreiheit notwendig. Hier soll der sogenannte Löwengang entstehen, durch den die Passagiere während der gesamten Bauzeit zur Unterführung und den Zügen gelangen. Dieser Gang verläuft parallel zu den Gleisen. Über ihn erreichen Fahrgäste dann den Eingang zur Unterführung, der erhalten bleibt. Momentan ist dieser im alten Bahnhof liegende Eingang nicht nutzbar; nach dem Abriss aber schon. Doch da das neue Bahnhofsgebäude ein Stück gen Vorplatz rückt, wird der Eingang künftig im Freien liegen.
Der Zeitplan ist eng gestrickt. Denn die Sperrung von Gleis 1 endet am 15. April. Dann muss der Löwengang dauerhaft – also bis zur Eröffnung des neuen Bahnhofs – nutzbar sein. Mit den seit dieser Woche geltenden provisorischen Wegen über das Gleis ist dann Schluss. Parallel zum Bau des neuen Bahnhofsgebäudes wird von der Stadt auch der Vorplatz zur Schnittstelle für den öffentlichen Personennahverkehr umgestaltet - weitere Einschränkungen inklusive.
Foto: MZ-Bericht vom 08.03.2023 |
Mitteldeutsche Zeitung „ Bitterfelder Zeitung“, Bitterfeld/MZ von Frank Czerwonn, 08.03.2023