Nächster Halt Crowdfunding
STRUKTURWANDEL Die Erneuerung des Bahnhofs Tannepöls zu einem Ort der Begegnung und der Kultur schreitet weiter voran. Nun wurde eine Kampagne gestartet.
Es geht weiter vorwärts am alten Bahnhof in Großzöberitz. Nachdem die Mitglieder des Vereins „Freiraum Kunst und Kultur Bahnhof Tannepöls“ in den vergangenen Jahren auch mit Fördergeldern von Bund und Land das altehrwürdige Gebäude renoviert haben, nähert sich der Kraftakt seinem Ende. Denn aus dem stillgelegten Bahnhofsgebäude soll eine kulturelle Begegnungsstätte werden.
Doch der Unterhalt ist nicht billig. In Zeiten der Energiekrise habe sich das deutlich verschärft, wie die Vereinsmitglieder Richard Völker und Lucie Schirmer vor Ort erklären. „Die laufenden Kosten für Strom betragen 1.000 Euro im Monat“, rechnet Völker vor. Hinzu kommen weitere Kosten, zum Beispiel für Kredite.
Der Schwarm soll finanzieren
Um finanziell unabhängiger zu werden, haben die Macher nun eine Crowdfunding-Kampagne zur Schwarmfinanzierung gestartet, die am 1. April angelaufen ist. Auf der Startnext-Plattform gibt es zahlreiche „Goodies“ zu erwerben, die dem Verein unter die Arme greifen sollen und zugleich als Geschenke fungieren: Etwa die Anmietung des ehemaligen Bahnhofs für ein Wochenende oder eine Woche, Privatkonzerte, T-Shirts und Ehrenurkunden. Das Ziel sind 8.900 Euro.
Die Kampagne funktioniert dabei nach dem Alles-oder-nichts-Prinzip: Werde der Betrag nicht erreicht, verfallen alle versprochenen Spenden und gehen an die Spender zurück. „Falls wir das Ziel tatsächlich erreichen sollten, wollen wir weitermachen“, erklärt Vorstandsmitglied Moritz Denis. „Um eine Finanzierung mit Programm für die nächsten zwei Jahre sicherzustellen, wären 25.000 Euro notwendig“, sagt er.
Kunst und Kultur in den ländlichen Raum zu bringen, das ist die Vision des Vereins, der sich 2019 für Umbau, Pflege und Betrieb des ehemaligen Ortsbahnhofs gegründet hat. „Wir beide kommen aus Halle, haben aber auch Mitglieder, die in Nürnberg oder Frankfurt leben“, erklärt Lucie Schirmer. Ungefähr ein Dutzend Aktive zählt der Verein derzeit. Und diese verbindet die Faszination für den Ort, wie Schirmer erklärt. Das sieht ihr Mitstreiter ähnlich. „Ich war 2019 zum ersten Mal hier und begeistert von dem schönen Gebäude mit viel Potenzial“, erinnert sich Völker.
Seitdem ist viel passiert, wie er berichtet. „Damals war es sehr schwierig, sich hier zu bewegen.“ Heute führen Völker und Schirmer durch mehrere Etagen eines liebevoll restaurierten Gebäudes, in dem über der Eingangshalle mit Küche im Erdgeschoss die ehemalige Wohnung des Bahnhofswärters in neuem Glanz erstrahlt. Lediglich auf dem Dachboden ist noch zu erkennen, dass hier gebaut wird. „Wir sind zuversichtlich, die Baumaßnahmen in diesem Jahr abschließen zu können. Wir sind auf der Zielgeraden“, erklärt der Hallenser.
Bürgermeister will helfen
Von der Crowdfunding-Kampagne erhoffen sich die Vereinsmitglieder neben Geld vor allem auch Öffentlichkeit. „Unsere Zielgruppen sind Vereine, lokale Unternehmen und die Menschen vor Ort“, erklärt Völker. „Wir wollen Menschen motivieren, das Projekt zu unterstützen“, fasst Schirmer zusammen. Nicht zuletzt die Anwohner in und um Großzöberitz könnten sich dann auf regelmäßige Events wie Konzerte und Lesungen freuen.
Volle Unterstützung sichert ihnen Zörbigs Bürgermeister Matthias Egert (CDU) zu. „Zörbig hat sowas einfach noch nicht. Das ist eine große Bereicherung für uns im ländlichen Raum“, erklärt er. Er sei überzeugt davon, dass die Stadt nicht zuletzt auch mit Kontakten unterstützen könne, so Egert. „Ich sehe großes Potenzial in dem Projekt und würde mich freuen, wenn sie Erfolg haben.“
Der Link zur Kampagne:
www.startnext.com/save-the-bahnhof
Foto: MZ-Bericht vom 03.04.2023 |
Mitteldeutsche Zeitung „ Bitterfelder Zeitung“, Großzöberitz/MZ von Robert Martin, 03.04.2023