Bahn-Card-Besitzer sehen nur Rücklichter
Ermäßigung nicht anerkannt - Einigung scheitert am Geld
Keine zwei Wochen nach Übernahme des Verkehrs auf der \"Saftbahnstrecke\" durch Busse gibt es Ärger wegen der Tarifgestaltung. Fahrgäste beklagen sich darüber, dass zwischen Bitterfeld und Stumsdorf zwar weiterhin das Sachsen-Anhalt- und das Wochenendticket der Bahn gelten, die Bahn-Card aber nicht anerkannt wird. Der RVB, der die Busse einsetzt, die Bahn und die Nahverkehrsservicegesellschaft Sachsen-Anhalt (NASA) sind sich in diesem Punkt nicht einig geworden.
Ernst Schlenz machte die MZ auf den Unterschied aufmerksam. Wie der Zörbiger schilderte, sei ihm am vorigen Sonntag beinahe die Mitfahrt im Rufbus nach Bitterfeld verweigert worden. Der Grund: Er hat eine Bahn-Card und deswegen einen ermäßigten Fahrschein gelöst. \"Erst als ich energisch darauf bestanden habe, konnte ich mitfahren.\" Wer sich da nicht wehren könne, vermutet Schlenz, bleibe bestimmt stehen.
Dem Zörbiger geht es nicht darum, den Fahrer zu kritisieren. \"Der hat seine Anweisungen.\" Aber es könne nicht sein, dass die für den Zug geschaffenen Vergünstigungen im Bus plötzlich nicht mehr gelten sollen. Er habe viele Bekannte, die das genauso sehen würden. Kein Verständnis hat Schlenz auch dafür, dass das Hopper-Ticket auf der früheren \"Saftbahn\" nicht mehr gilt.
Als Bus und Zug noch abwechselnd fuhren, galt auch die Bahn-Card. Doch nun ist ihre Anerkennung in den Bussen offenbar am Geld gescheitert. \"Wir würden die Bahn-Card weiter akzeptieren, aber dann wollen wir einen Ausgleich für die Verluste, die uns dadurch entstehen\", sagte RVB-Betriebsleiter Hans-Jürgen Wolf am Mittwoch. NASA oder Bahn seien dazu wohl kaum bereit. Carsten Werfel von der NASA hat Verständnis für diese Haltung. \"Wenn die Bahn eine Bahn-Card verkauft, bekommt das Busunternehmen von dem Erlös schließlich nichts ab.\" Überall dort, wo der Bus jetzt den Zug ersetzt, habe die NASA ohne Erfolg versucht, die Bahn-Card durchzusetzen.
Zum Hopper-Ticket sagte Werfel, es werde stets streckenbezogen verkauft. Der Kunde müsse am Schalter also sagen, wohin er wolle. Weil Bitterfeld - Stumsdorf aber keine Bahnstrecke mehr sei, könne es dafür auch keine Fahrkarten mehr geben.
K o m m e n t a r
Stecken geblieben
Von Alexander Schierholz
Alles wird besser versprach die NASA bei der Einführung des erweiterten Bus-Angebots zwischen Bitterfeld und Stumsdorf. Komfortable Busse statt klappriger Züge, häufiger Halt an zentralen Punkten statt langer Wege zum Bahnhof. Wie sich jetzt heraus stellt, ist das leider nur die halbe Wahrheit.
Nicht nur die Reduzierung des Angebots an Wochenenden auf den Anrufbus stellt einen eindeutigen Rückschritt dar. Auch durch den Umstand, dass die Bahn-Card nicht mehr anerkannt wird büßt der Bus an Attraktivität ein, sei er noch so komfortabel. Es ist nicht einzusehen, warum jetzt nicht mehr möglich sein soll, was bisher problemlos funktionierte.
Treue Fahrgäste sind darüber zu Recht verärgert. Ihr Ärger macht deutlich, dass die NASA, die Bahn und der RVB bei ihren Bemühungen, auf der \"Saftbahn\" eine Verbesserung zu schaffen, auf halben Wege stecken geblieben sind. Nun müssen sie den Rest auch noch zurücklegen. Damit ihre Kunden nicht auf der Strecke bleiben.
Mitteldeutsche Zeitung Bitterfeld