Die Zörbiger Saftbahn

Pressemeldung vom 27.10.2003


Glänzende Türme im Gebiet Thura-Mark

Großbaustelle in Zörbig: Bio-Ethanol-Anlage ab April aktiv

Die erste Großanlage in Deutschland zur Produktion von Bio-Ethanol aus Getreide, der in der Mineralölindustrie eingesetzt wird, entsteht derzeit in Zörbig.

Im Gewerbegebiet Thura-Mark wachsen die Türme in den Himmel: Acht silberglänzende Fermenter, jedes 17 Meter sowie mehrere 22-Meter-Silos. Das Herzstück der Anlage, eine 32 Meter hohe und 78 Tonnen schwere Destillationskolonne, wird im November im Stück geliefert und angeschlossen. Der Treppenturm dafür ist schon weithin zu sehen.

Rund 35 Millionen investiert die Firmengruppe Sauter. 70 Mitarbeiter werden in der MBE Mitteldeutsche Bioenergie GmbH beschäftigt sein, wenn im April die Produktion anläuft. 60 000 Tonnen Ethanol sollen im Jahr vorerst produziert werden. Nach der Erprobungsphase rechnet Bernd Klotz, Prokurist, mit 80 000 Tonnen. "So viel, denke ich, werden wir aus der Anlage rauskitzeln können", meint er.

Verwendet wird Bio-Ethanol als Zusatz für Vergaserkraftstoffe, um die Oktanzahl und damit die Qualität des Benzins zu erhöhen. "Je höher die Oktanzahl, umso schonender wird der Motor betrieben", erklärt Klotz. Kunden sind für die Firma die Raffinerien auf dem freien Weltmarkt. Die Chancen scheinen nicht schlecht. Denn der Bedarf ist nach Expertenansicht groß. Vergleichbare Produktionsanlagen stehen heute nur in Spanien, den USA, Frankreich, Brasilien.

Bisher, so der Prokurist, habe sich die Produktion von Bio-Ethanol in Deutschland nicht gelohnt, weil das Produkt mit Mineralölsteuer belegt ist. Das werde sich zum Jahresbeginn ändern. Bis jetzt werden die Oktanverbesserer ausschließlich auf Rohöl-Basis, also auf der Grundlage fossiler Materialien, hergestellt. "Und wir wissen alle, diese Ressource geht irgendwann zu Ende", so Klotz.

Auch für Biodiesel fällt die Besteuerung weg, was für die Firmengruppe ebenfalls von Interesse ist. Denn Sauter betreibt seit 2001 im P-D Chemiepark Bitterfeld-Wolfen eine Anlage, in der aus Raps Biodiesel hergestellt wird.

Als Ausgangsstoff für Bioalkohol indes wird Getreide genutzt. 30 Prozent will daie Firma von den regional ansässigen Landwirten beziehen. "Der Vorteil ist: Wir können auch jede minderwertige Ware verarbeiten. Kriterium ist der Stärkegehalt des Getreides", so Klotz.

Überhaupt fügt sich die Firma in den ökologischen Kreislauf ein. Denn neben dem Ethanol, das aus Energiepflanzen gewonnen wird, bleiben am Ende des Prozesses die pflanzlichen Reste. "Bestes Tierfutter", meint der Prokurist, "mit einem hohen Eiweiß- und Mineralstoff-Gehalt. Es eignet sich auch zum Trocknen und somit für die Mischfutterindustrie." Hier denke MBE "erstmal an den Nahbereich".

Von Interesse ist der Standort Zörbig für Sauter vor allem wegen des Gleisanschlusses gewesen. Der Zugbetrieb auf der Strecke Bitterfeld-Stumsdorf ist im vergangenen Jahr eingestellt worden. "Wir haben großes Interesse daran, dass wir unsere Ausgangs- und Endprodukte per Waggon transportieren können", so Klotz. Ein Gleisanschluss sei bereits projektiert, eine Verladeeinrichtung angelegt. Fährt die Bahn nicht, muss der Transport per LKW erfolgen. Das wären 40 bis 50 am Tag.

Mitteldeutsche Zeitung, Zörbig/MZ, Christine Krüger, 27.10.2003

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