Die Zörbiger Saftbahn

Entwicklung der Bahnstationen ab 1990


Bahnhof Bitterfeld


Rund 180 Millionen DM flossen in die Umgestaltung und Sanierung des Bitterfelder Bahnhofsgeländes. Zur Umgestaltung und Sanierung gehörten die überdachten  Bahnsteige 1 - 6 und deren Gleisanlagen, das Bahnhofsgebäude, der neuangelegte Busbahnhof und der komplett überarbeitete und neugestaltete Bahnhofsvorplatz. Auf diesem steht als Ausstellungsstück, eine kleine Kö-Diesellokomotive, die sich in Obhut des ortsansässigen Modellbahnvereins befindet.

Pünktlich zum 5. Sachsen-Anhalt Tag im Jahr 2000 konnte er fertiggestellt werden.

Neugestalteter Bahnhofsbereich in Bitterfeld, der nach dem Umbau in einem neuem Glanz erstrahlt. Er belegte im Jahr 2001 den 3. Platz nach einer Bahnumfrage zu Deutschlands schönsten Bahnhöfen.

Neugestalteter Bahnhofsbereich in Bitterfeld, der nach dem Umbau in einem neuem Glanz erstrahlt. Er belegte im Jahr 2001 den 3. Platz nach einer Bahnumfrage zu Deutschlands schönsten Bahnhöfen.

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Neugestalteter Bahnhofsbereich in Bitterfeld, der nach dem Umbau in einem neuem Glanz erstrahlt. Er belegte im Jahr 2001 den 3. Platz nach einer Bahnumfrage zu Deutschlands schönsten Bahnhöfen.


Helle Aufruhr sorgte im Juli 2016 die Umsetzung der Kö-Kleinlok von Bitterfeld nach Wolfen. Die Deutsche Bahn verschenkte die Lok zum neuen Bahnhofsbesitzer von Wolfen, welche die Stadt Bitterfeld nur Leihweise im Jahr 1999 bekam. Stadtpolitiker von Bitterfeld setzten sich für eine neue Ausstellungslok ein. Durch die Regiobahn Bitterfeld-Berlin GmbH (RBB) erhielt der Vorplatz im September 2017 eine neue ausgemusterte V22-Diesellok samt neuem Farbkleid.
Das Bahnhofsgebäude von Bitterfeld wurde Anfang 2023 abgerissen. Die DB Station&Service musste das Bahnhofsgebäude durch einen modernen und energieeffizienten Baukörper ersetzen; auch weil Brandschutzauflagen nicht mehr erfüllt werden konnten. Im neuen Gebäude finden sich dann für die Reisenden und Besucher alle Funktionen rund um das angenehme Verreisen: eine Mein-Takt-Servicestation mit Beratung und Tickets für Bahn und Bus, ein barrierefreies WC, ein Wartebereich mit W-LAN, eine Bäckerei sowie ein Presseshop. Die Stadt Bitterfeld-Wolfen wird das Bahnhofsumfeld neu ordnen, so dass sich das Parken für Fahrräder und Pkw sowie der Umstieg zwischen Bahn und Bus deutlich verbessert.

Presseartikel der MZ Bitterfeld vom 04.03.2023.

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Presseartikel der MZ Bitterfeld vom 04.03.2023.

Bis 2025 soll der neue Bahnhof mit Bahnhofsumfeld fertig sein. Finanziert wird der Neubau des Empfangsgebäudes und die Umfeldgestaltung aus Fördermitteln des Bundes aus der Strukturstärkung Kohleregionen, Fördermitteln des Landes Sachsen-Anhalt sowie Eigenmitteln der DB Station&Service AG und der Stadt Bitterfeld-Wolfen. Investiert werden rund 6,2 Millionen Euro; die Stadt Bitterfeld-Wolfen steuert knapp 700.000 Euro bei.


Stand der Abrißarbeiten am 12.03.2023

Stand der Abrißarbeiten am 17.03.2023

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Abrissarbeiten: Bild oben: Arbeiten am 12.03.2023 | Bild unten: Arbeiten am 17.03.2023


Grundsteinlegung für Empfangsgebäude am 26.10.2023. Die Mitteldeutsche Zeitung berichtete in ihrer Lokalausgabe über das Verkehrsprojekt:
Großer Bahnhof am Bahnhof: In Bitterfeld ist am Donnerstag der Grundstein für den neuen Bahnhof gelegt werden. Insgesamt fließen 23 Millionen Euro in den Bau der Empfangshalle und die Umgestaltung des Vorplatzes zu einer modernen Schnittstelle des Öffentlichen Personennahverkehrs. Bitterfeld erhält laut Bernd Koch, Vorsitzender der DB Station&Service AG, einen „Klima-Star“. Denn hier entstehe einer der nachhaltigsten Bahnhöfe von ganz Deutschland. So wird die Fassade aus recyceltem Aluminium bestehen. Das Dach wird begrünt und mit einer Photovoltaikanlage bestückt, die den Strombedarf des Bahnhofsgebäudes zu 100 Prozent abdecken soll. Oberlichter und große Glasfronten sorgen für freundliche und helle Innenräume. Dadurch soll die künstliche Beleuchtung minimiert werden. „Das Gebäude wird ein wahrer Gewinn für Mensch und Umwelt“, war sich Koch sicher. Ein kleines weißes Modell aus dem 3D-Drucker zeigte, wie der Bahnhof einmal aussehen soll. Koch signierte dieses gemeinsam mit Lydia Hüskens (FDP), Ministerin für Infrastruktur und Digitales Sachsen-Anhalt, und Bitterfeld-Wolfens Oberbürgermeister Armin Schenk (CDU), bevor alle drei eine Zeitkapsel durch ein Plexiglasrohr in das Fundament hinabließen. Hüsken betonte, dass der entstehende Bahnhof samt Schnittstelle „ein gelebtes Beispiel“ dafür sei, wie verschiedene Verkehrsformen ineinandergreifen. Und Schenk sah im Bahnhof ein „modernes Eingangstor und eine markante Visitenstraße unserer Stadt“. Doch sein Wunsch, dass das Empfangsgebäude bis zum 800. Geburtstag Bitterfelds im Sommer 2024 fertig ist, wird sich wohl nicht erfüllen. Avisiert ist die Eröffnung erst zum Jahresende. Die Gestaltung der ÖPNV-Schnittstelle kann erst danach erfolgen.Investiert werden rund 6,2 Millionen Euro; die Stadt Bitterfeld-Wolfen steuert knapp 700.000 Euro bei.


Stand der Rohbauarbeiten am 26.05.2024

Stand der Rohbauarbeiten am 26.05.2024

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Stand der Rohbauarbeiten am 26.05.2024


Am 29.06.2024 veranstaltete die Bahn zur 800-Jahrfeier von Bitterfeld einen "Tag der offenen Baustelle". Der Rohbau konnte von Bitterfeldern und Gästen durch begleitete Führungen angeschaut werden. Das Gebäude soll Ende 2024 fertiggestellt sein und in Betrieb gehen.



Haltepunkt Grube Antonie


Haltestelle Grube Antonie der im Chemiepark Bitterfeld liegt, der früher eine große Bedeutung für die Reisenden war.

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Haltestelle Grube Antonie im Chemiepark Bitterfeld.

Für Berufsschüler  war der Haltepunkt Grube Antonie in Bitterfeld eine wichtige Station. Sie nutzen die Unterwegsstation um zur naheliegenden Berufsschule zu gelangen. Aber auch Berufstätige des örtlichen Chemieparks nutzten den Haltepunkt bis zur Einstellung des Personennahverkehrs.


Die Tage des Bahngebäudes Grube Antonie in Bitterfeld waren Mitte Dezember 2022 gezählt. Schweres Gerät begann am 13.12.2022 die Wartehalle des Haltepunktes abzureißen, welcher direkt neben dem Bahnübergang in der Parsevalstraße sich befand. Und das offenbar aus Sicherheitsgründen. Die Pressestelle der Deutschen Bahn in Leipzig teilte gegenüber der MZ-Lokalpresse mit, dass es sich bei den Arbeiten im Chemiepark „um den Abriss eines einsturzgefährdeten Gebäudes“ handele. Dieses befindet sich noch im Eigentum der Deutschen Bahn. Die wiederum muss deshalb ihren Sicherungspflichten nachkommen. Fest steht aber auch, dass von den Abrissarbeiten lediglich der eigentliche Bahnhof, nicht jedoch das in unmittelbarer Nachbarschaft befindliche Stellwerk betroffen ist. Auch der Güterzugverkehr im Chemiepark konnte weiter rollen, hieß es in der Lokalpresse. Der Bahnsteig blieb erhalten, welcher im Betriebsregime der Regiobahn Bitterfeld liegt.

Stand der Abrißarbeiten am 12.03.2023

Stand der Abrißarbeiten am 17.03.2023

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Abrissarbeiten am 13.12.2022


Abrißarbeiten am 13.12.2022

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Beräumtes Gelände am 16.01.2023.



Bahnhof Sandersdorf


Der Bahnhof Sandersdorf im Jahr 2002. Der angrenzende Güterschuppen wurde zu einem Wohnhaus umgebaut und wird noch immer bewohnt.

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Der Bahnhof Sandersdorf im Jahr 2002. Der angrenzende Güterschuppen wurde zu einem Wohnhaus umgebaut und wird noch immer bewohnt.

Ein wichtiger Unterwegsbahnhof auf der "Saftbahnstrecke" war der Bahnhof Sandersdorf. Dieser machte den 1-h Takt auf der Bahnlinie erst möglich, da er bis zur Betriebseinstellung 2002 noch zwei Hauptgleise besaß. Hier fanden werktags in den Hauptverkehrszeiten die Zugkreuzungen aus Richtung Bitterfeld und Stumsdorf statt. Die zu stellenden Weichen, Hl-Signale und Schrankenanlagen bediente man vom Bahnhof aus. Wegen fehlenden Ausfahrsignalen in Richtung Stumsdorf, kam der Abfahrauftrag stehts´s mit Zp9-Kelle des Fahrdienstleiters. Dieser betreute auch die Fahrkartenausgabe und stand bis zur Einstellung des Personenverkehrs für die Fahrgäste zur Verfügung. Ein neu aufgestellter DB-Fahrkartenautomat erleichterte für die Reisenden den Fahrscheinkauf oder druckte Fahrplanauskünfte. Nach Übernahme der in 2004 stillgelegten Bahnstrecke durch die Stadt Zörbig (Tochtergesellschaft: ZIG/Zörbiger Infrastrukturgesellschaft mbh) erfolgte mit der Streckenertüchtigung in 2005 der Rückbau aller Nebengleise, samt Zugkreuzungsgleis und Bahnsteig 2 sowie der Abbau aller Weichen und Signalen. Die beiden in der Ortschaft Sandersdorf befindlichen Bahnübergänge wurden umgebaut und durch neue Einheits-Bahnübergangstechnik (Ebüt 80) ersetzt. Sie waren bis zum Umbau nicht mehr in Betrieb. Im Rahmen der Verlegung neuer Steuerungskabel für die örtliche Bahnübergangstechnik, erfolgte im April 2006 der Rückbau des Bahnsteigs 2. Der aus einem erd-sandgemisch bestehende Bahnsteig, wurde mit einem Zweiwege-Bagger planiert und die Bahnsteigkanten zuvor abgebaut.


Bahnsteigrückbau am 29.03.2006.

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Rückbau des Bahnsteigs 2 am 29.03.2006.

Das Empfangsgebäude mit der 270 Quadratmeter großen Wohn- und Nutzfläche mit einem rund 1.000 Quadratmeter großen Grundstück wurde im Dezember 2012 für 30.500 EUR im Rahmen einer Gebäudeauktion veräußert. Nach einer Renovierung mit neuem Dach und sandgestrahlter Fassade, konnte die Familie ihr neues Wohnhaus beziehen. Eine Freistellung von Bahnbetriebszwecken fand jedoch noch nicht statt. Eigentümer des Hausbahnsteigs ist im Jahr 2024 noch immer die Deutsche Bahn AG. Der Bahnsteig ist im Rahmen des Streckenvertrages an die ZIG bis Ende 2024 verpachtet.

Bahnhofsgebäude am 01.05.2023.

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Das Empfangsgebäude von Sandersdorf am 01.05.2024.


Im Mai 2024 grenzte der Bahnhofsbesitzer sein Grundstück mit einem Zaun in Richtung Bahnsteig ab. Einen direkten Zugang vom Bahnhofsvorplatz in Richtung Hausbahnsteig ist nur noch über einen Trampelpfad Höhe der örtlichen Bushaltestelle möglich.



Haltepunkt Heideloh


Wartehalle vom Haltepunkt Heideloh.

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Wartehalle vom Haltepunkt Heideloh 2001.

Wenig getan hatte sich in den letzten Jahren am Haltepunkt Heideloh. Die in den fünfziger Jahren neu errichtete Wartehalle steht auch noch heute in dem kleinen rund 200-Seelen Dorf der Stadt Sandersdorf-Brehna. Das nahe Umfeld der Bahnstation jedoch wird von Anwohnern gepflegt und sauber gehalten. Die Wartehalle gehört der Deutschen Bahn AG; der rund 170m lange Bahnsteig ist der Zörbiger Infrastrukturgesellschaft mbH im Rahmen des Streckenpachtvertrages überlassen worden.
Nach einer Vor-Ort Kontrolle im August 2022 stelle die Bahn AG Schäden am Dach fest und sperrte den Zutritt provisorisch ab. Ein Abriss der Wartehalle war in 2023 noch nicht geplant. Ebenso gab es auch keine Anzeichen eines Verkaufs des Haltestellen-Grundstücks.


In einem herbstlichen Blättermeer zeigte sich am 10.11.2023 der ehemalige Haltepunkt in Heideloh.

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In einem herbstlichen Blättermeer zeigte sich am 10.11.2023 der ehemalige Haltepunkt in Heideloh.


Haltepunkt Großzöberitz


Bis 1995 war der Bahnhof noch bewohnt. Seitdem steht er leer. Er steht bei der Bahn AG zum Verkauf.

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Bis 1995 war der Bahnhof in Großzöberitz noch bewohnt.

Diskussionen gab es in der Vergangenheit, um den Erhalt des Großzöberitzer Bahnhofes. Der frühere Ortsbürgermeister Brucke plante das Bahnhofsgebäude zu erwerben, um einen Bürgermarkt mit kleinen Museum zu etablieren. Das Verkaufsangebot der Deutschen Bahn aber war jedoch zu hoch. Stattdessen erfolgte der Verkauf des 6.000 Quadratmeter große Grundstück mit Gebäude nebst Nebengelass und Garage mit Grundstück an eine Immobiliengesellschaft.

Nach weiteren Zwischenverkäufen an diversen Immobilienfirmen erwarben im April 2015 zwei Privatleute aus Stuttgart das Bahngelände mit Hauptgebäude und Nebengelass.
Im September 2015 starteten die Sanierungsarbeiten, beginnend mit den Sandstrahlarbeiten an der Hausfassade und der Erneuerung des Daches. Bis 2018 erfolgte die Entkernung des Hauses und anschließend liebevoll mit der Sanierung auf ökologischer Basis begonnen. Das Gebäude/ Wohnhaus erfüllt alle nach der EnEV 2015 geforderten baulichen und energetischen Vorgaben. Um die Energieeffizienzklasse A+ zu erreichen und um zusätzlich ein möglichst allergenfreies und gesundes Raumklima zu schaffen, wurde in den Wohnräumen vollständig auf synthetische Dämmstoffe und Bauchemie verzichtet. Die Heizungsanlage kommt vollständig ohne fossile Energie aus (kein Öl, Gas Kohle) und ist als Luft-Wasser-Wärmepumpe ausgeführt. Die Heizung arbeitet hoch effizient (Stand 2016) und ist an die auf dem Dach platzierte Photovoltaikanlage angeschlossen.

Stand der Arbeiten am 28.11.20215

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Stand der Arbeiten am 28.11.2015


Im November 2019 kaufte der neugegründete Verein „Freiraum Kunst und Kulturbahnhof Tannepöls e.V.“ das Gebäude mit Grundstück. Dieser engagiert sich für die Sichtbarkeit und Teilhabe von und an Kunst und Kultur im ländlichen Raum. Der Verein erhält und pflegt das Gebäude auf dem alten Bahnhofsgelände in Großzöberitz. Ziel ist es, der Öffentlichkeit den historischen Bahnhof als alt-etablierten Ort der Begegnung wieder zugänglich zu machen. Entstehen soll ein umfassendes Netzwerk aus Kunst- und Kulturschaffenden, eingebettet in eine interdisziplinäre Begegnungsstätte. Aus dem Topf des Bundesprojekts „Land intakt – Soforthilfeprogramm Kulturzentren“ erhielt der Verein Ende 2020 Fördermittel in Höhe von 14.625 Euro. Das Geld ging in die weitere Sanierung der Räume im Haus. Ebenso wurde das Erdgeschoss barrierefrei umgebaut.

Gestartetes Crownfunding-Projekt zum Erhalt des Bahnhofsgebäudes.

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Gestartetes Crowdfunding-Projekt zum Erhalt und Weiterbetrieb des Bahnhofs | MZ-Artikel v. 03.04.2023.

Die Sanierung des Güterschuppens konnte in 2024 auch wegen gestiegener Baupreise noch nicht in Angriff genommen werden. Der Verein sammelt Spenden, um den Anbau wieder nutzbar zu machen.
Monatlich trifft sich seit Anfang 2023 die gegründete VCD Kreisgruppe des Landekreises Anhalt-Bitterfeld. Sie arbeitet u.a. an einem Konzept zur Vitalisierung der "Saftbahn" im Personenverkehr.


Das restaurierte Empfangsgebäude von Großzöberitz am 20.04.2023

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Im schicken-restaurierten Zustand präsentierte sich das Gebäude am 20.04.2023



Bahnhof Zörbig


Die Gleisanlagen vom Zörbiger Bahnhof blieben auch mit der Wende 1989 erhalten. Noch bis 1990 war Zörbig auch Zugkreuzungsstelle für die Reisezüge aus und von Richtung Bitterfeld. Dafür stand für den Reisenden Ein- und Ausstieg der Bahnsteig 2 zur Verfügung. Das Bahnhofsgebäude beherbergte neben den genutzten Bahndiensträumen auch die Bahnhofskneipe, welche mit einem WC-Anbau erweitert wurde. Der Gaststättenbetrieb mit einem Biergarten konnte sich bis 1993 etablieren. Die Wohnungen im ersten Obergeschoß waren bewohnt. Die Nutzung des Güterschuppens durch die OGIS ging jedoch Zunehmens zurück. Zwischengelagert wurden hier überwiegend Gläserpaletten und Fässer, welche mit Kutschwerk oder Traktorgespann in die naheliegende Konfitüren- und Marmeladenfabrik ausgefahren wurden.


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Blick auf die Gleisanlage, Bahnhofsgebäude und Bahnsteig 2 am 27.06.1994

Trotz des Reisendenrückgang konnten im Bahnhof Fahrscheine am Schalter der Deutschen Reichsbahn gekauft oder Gepäck aufgegeben werden. Die Bahnbediensteten waren darüber hinaus auch als Schrankenwärter tätig. Dies sorgte bei Autofahrern und Anwohnern für Frust, denn die drei beschrankten Bahnübergänge mussten frühzeitig mit verlassen der Züge aus Sandersdorf / Großzöberitz bzw. Stumsdorf geschlossen werden. Vor allem am Bahnübergang in der Radegaster Straße waren die Staus durch die viel befahrene Bundesstraße in den Nachmittagszeiten sehr lang. Der Bahnhof Zörbig war aus Richtung Bitterfeld und Stumsdorf jeweils mit einem Einfahrsignal (HL-Signalisierung) und entsprechenden Vorsignal ausgestattet. Licht-Ausfahrsignale besaß Zörbig nicht. Der Abfahrauftrag bekam der Zugführer durch ein Zp9-Signal des durch den Bahnhofsmitarbeiter. Mit der Umstrukturierung und Zusammenlegung von Deutscher Reichsbahn und Deutscher Bundesbahn Ende 1993 zur Deutschen Bahn AG, veränderte sich auch der Betriebsablauf. Mit Wegfall der Zugkreuzungsmöglichkeiten, rationalisierte man auch die Einfahrweiche 1 im Jahr 1994 weg. Die Nutzung des Bahnsteigs 2 entfiel; das Gleis 2 konnte nur noch aus Richtung Westen erfolgen. Die Gleise 3 und 4 wurden von abgestellten Bahndienst- und Wohn-/Schlafwagen genutzt. Die Wagen wurden bis ca. 1994 von Gleisbauarbeitern bewohnt. Die Bahnhofsgaststätte schloss 1994 und auch die Wohnungen im Bahnhof standen in der Folgezeit leer. Für die Unterhaltung zeigte sich das Bundeseisenbahnvermögen (BEV) zuständig, welche das gesamte Bahngrundstück mit Empfangsgebäude, Lagerhalle und Gleise im Rahmen der Gründung der Deutschen Bahn AG 1993 zuvor übertragen bekam. Die BEV hatte die Aufgabe das Grundstück öffentlich zu vermarkten. Die Ladegleise 6 und 7 sowie das Übergabegleis 5 der VEM wurde mit Rückgang und Streichung des örtlichen Güterverkehrs nach Zörbig nicht mehr genutzt, blieben aber nach ihrer Sperrung vom Bestand her erhalten. Lediglich das Zuführungsgleis der VEM-Anschlussbahn wurde von der Anschlussbahngrenze im Bahnhof bis zum Werkstor zurückgebaut. In diesem Zusammenhang wurde auch der dreigleisige Bahnübergang in der Radegaster Straße umgestaltet. Es erfolgte der Rückbau des VEM-Anschlussbahngleis und die Abbindung von Gleis 7. Übergabezüge aus Bitterfeld im 1994-1995 nutzten die Zörbiger Ladestraße mit dem noch zur Verfügung stehenden Gleis 6 noch einmal für kurze Zeit, um Containermulden zwischen Schiene und Straße mit Klärschlamm umzuladen. Sparmaßnahmen bei der Deutschen Bahn hatten zur Folge, das die Verkehre nach Bitterfeld zur dortigen Ladestraße umgestellt wurden. Es erfolgte kurze Zeit später die Sperrung und Stilllegung der Nebengleise 5 und 6.

Blick auf die Ladestraße am 27.06.1994

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Blick auf die Gleisanlagen am 27.06.1994


Mit der Besetzung des Bahnhofes mit Fahrdienstleitern, wurde Zörbig Zugmeldestelle, mit der Folge dass sich die Schrankenschließzeiten in der Stadt verkürzten. Im Februar 1998 erfolgte die Verschrottung der nicht mehr genutzten und bewohnten Bahndienstwagen in den Gleisen 3 und 4.


Mit Wirkung zum 01.11.2001 erhielt der Bahnhof Zörbig neue Öffnungszeiten.
Die DB Netz Agentur öffnete für die Bahnkunden zu folgenden Zeiten:

Montag-Freitag
04.10 Uhr - 09.30 Uhr | 10.15 Uhr - 11.20 Uhr | 12.25 Uhr - 20.00 Uhr

Samstag-Sonntag
05.00 Uhr - 09.30 Uhr (auch an ges. Feiertagen) | 10.15 Uhr - 11.20 Uhr | 12.25 Uhr - 20.00 Uhr

An den gesetzlichen Feiertagen, galten die Öffnungszeiten von Samstag und Sonntag. Bei geschlossener Fahrkartenausgabe konnten Reisende die Fahrscheine und Fahrpläne auch an den Nah- und Fernverkehrsautomaten am Bahnsteig erwerben.

Bis zur Einstellung des Reiseverkehrs zum 01.10.2002, war die DB Netz mit ihren Bahndiensträumen der letzte Mieter im Bahnhof. Erst mit der Streckenstilllegung im Jahr 2004, kündigte die DB Netz den Mietvertrag mit der BEV. Die Räumlichkeiten wurden mit samt Stellwerkstechnik (Stellpult) vorher ausgeräumt und ausgebaut. Die Gleisanlagen im gesamten Bahnhof wurden ab dem 28.09.2002 nicht mehr planmäßig genutzt. Eine Streckenfahrt mit einem Skl-Fahrzeug der DB Netz fand Ende 2002 nochmals statt. Auch mit der in 2005 erfolgten Übernahme der Strecke von Bitterfeld – Stumsdorf durch die Stadt Zörbig und deren Tochtergesellschaft ZIG Zörbiger Infrastrukturgesellschaft, kam zunächst keine Gleis- und Gebäudenutzung zustande.
In 2008 / 2009 erfolgte auf Interesse der Zörbiger Eisenbahn die Befahrbarmachung und Aktivierung des Streckengleisen von Kilometer 14,7 bis 16,3 und der Nebengleise 5 und 6 im Bahnhof Zörbig. Hintergrund war die Verladung von rund 100.000 Tonnen Sandgemisch für ein Bahnbauprojekt in Dessau-Rosslau. Das Verlade- und Transportprojekt kam jedoch nicht zustande; da die Sandqualitäten für das Bauvorhaben nicht den Vorgaben entsprach.
Am 27.09.2009 war der Bahnhof Zörbig Endhaltepunkt für Sonderzüge zum 111. Streckenjubiläum.

Geisbauarbeiten am 15.09.2008

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Gleisbauarbeiten am 15.09.2008

Das Bundeseisenbahnvermögen vermarktete 2018 das letzte Bahnhofsgrundstück, welches nördlich auf der Seite der früheren Schmalspurbahn und später als Schrebergartenanlage in Nutzung war. Die Stadt Zörbg bekam dabei den Zuschlag. Nach dem Kauf bleib das Grundstück zunächst unberührt, bevor Anfang 2021 das Gelände freigeschnitten, die Gartenhäuser abgerissen und ab 05.08.2021 die Gleise 3 und 4, nebst Kleinlokschuppen, Gleiswaage und Weichenverbindungen rückgebaut wurden.

Es ist nicht getan einen Zug einfach abzubestellen. Die Probleme überschatten auch die anliegenden Städte und Gemeinden, die mit den z.T. leerstehenden Bahnhöfen im Stich gelassen werden. Dieser Leerstand lässt aber freien Lauf, für mutwillige Zerstörungen. Der Zörbiger Bahnhof lässt das leider sehr gut erkennen.

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Stand der Gleisrückbauarbeiten am 07.08.2021.


Am 16.08.2021 waren die Arbeiten schon weit voran geschritten..

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Am 16.08.2021 waren die Rückbauarbeiten schon weit voran geschritten.

Zwischen August 2021 und Mai 2022 wurde die Lagerhalle aufwändig entsorgt. Die baufällige Halle war im Oktober 2014 eingestüzt. Die Entsorgungsarbeiten erfolgte in zwei Schritten. Zunächst wurde im August 2021 die Holzkonstruktion mit Abfällen und Dachpappe aussortiert und abgefahren. Zwischen April und Mai 2022 erfolgte der Ausbau des Fundaments und Entsorgung des Klinkergesteins der Lagerhalle. In diesem Zusammenhang wurde auch der Stellwerksanbau und die Toilettenhäuschen auf dem Bahnsteig abgerissen. Weiterhin erfolgte der Abbruch des WC-Anbaus der Gaststätte am Bahnhofsgebäude.
Nach vielen Jahren des Leerstandes, einigen Bränden im Gebäude und bewilligter behördlicher Entwidmung (Freistellung von Bahnbetriebszwecken), erfolgte im Mai und Juni 2023 der Abriß des Zörbiger Empfangsgebäudes. Knapp 1.200 Tonnen Bauschutt und Abfälle fielen dabei an, die per Lkw zu den Verwertungsfirmen abtransportiert wurden. Der frühere Bereich der Bahnhofsgaststätte-Anbaus, blieb für ein Wohnbauprojekt erhalten. Das etwas abseits gelegene ehemalige Relaisgebäude blieb erhalten und erfuhr bereits in 2023 eine räumliche Sanierung mit neuem Dachstuhl.

Beginn der Abrißarbeiten am 22.05.2023.

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Beginn der Abrißarbeiten des Empfangsbegäudes am 22.05.2023.


Der ehemalige Hausbahnsteig blieb im Ganzen erhalten und war nicht Gegenstand des Rückbaus und gehört zur Streckeninfrastruktur Zörbig-Stumsdorf, welche die ENON von der Deutschen Bahn AG im Jahr 2017 erworben hatte. Zum Infrastrukturumfang gehören auch die Gleise 2 und 5.


Bahnhof Stumsdorf

Wenig verändert hatte sich nach der Wende das Umfeld vom Stumsdorfer Bahnhof. Für Zugreisende aus Richtung Bitterfeld war er wichtiger Umsteigebahnhof zu Zügen in Richtung Halle/S. und Magdeburg. Die intakte Schieneninfrastruktur lies es zu das Abstellgleise (Nebengleise) genutzt und durch das Gleis 3N Züge auch überholt werden konnten.
Gute Umsteigemöglichkeiten zwischen der Bahnstrecke Magdeburg - Halle/S. und  Stumsdorf - Bitterfeld, zeichneten diesen Bahnhof bis zur Streckenabbestellung aus.

Nachdem der Fahrkartenschalter und die Wartehalle im Jahr 1995 geschlossen wurde, mussten die Reisenden mit einem Fahrkartenautomaten und einer kleinen Unterstellmöglichkeit auf dem Bahnsteig 1 vorlieb nehmen.

Die zwei Bahnhofsgebäude in Stumsdorf stehen noch heute. Geöffnet haben sie aber schon lang nicht mehr.

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Die beiden Bahnhofsgebäude im Jahr 2002.

Noch vor der Abbestellung des Personenzugverkehrs auf der "Saftbahnstrecke" ließ die Deutsche Bahn ein Lichtausfahrsignal (Richtung Zörbig) am Bahnsteig 3 installieren, da das vorhandenen Formausfahrsignal nicht mehr funktionierte und die Ausfahrt nur mit Ersatzsignal möglich war. Die Anordnung für den Umbau erfolgte durch das Eisenbahnbundesamt.
Nach der Stillegung der Strecke Bitterfeld-Stumsdorf, demontierte die DB Netz die Ein- und Ausfahrsignale im Oktober 2003. In Höhe des Einfahrsignal aus Richtung Zörbig, stellte die Bahn AG zur Absicherung Sh2-Scheiben auf.

Bahnsteig 2/3 mit der alten Überdachung am 25.11.2007.

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Blick auf den Bahnsteiganlage mit Bahnsteigdach am 25.11.2007.


Die marode und baufällige Bahnsteigüberdachung von Gleis 2 und 3, wurde in der Nacht zum 27.11.2011 demontiert. Im Einsatz war ein Kran, welcher in zwei Segmenten das Bauwerk vom Bahnsteig hob und auf dem Demontageplatz ablegte. Hierfür musste die Bahnstrecke teilweise gesperrt werden, da die Oberleitung abgeschaltet werden musste.

Demontiertes Bahnsteigdach am 27.11.2011

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Demontierte Bahnsteigüberdachung am 27.11.2011


Im August 2015 wurde der Hausbahnsteig 1 saniert und höhentechnisch angehoben. Der Austausch der Bahnsteigkanten erfolgte im Rahmen einer Gleissperrung, weshalb Züge über Gleis 2 nur fahren konnten. Im Juni 2016 wurde der Bahnsteig 2 saniert. Er bekam neue Bahnsteigkanten mit Blindenleitsystem sowie eine Unterstellmöglichkeit und einen digitalen Zugzielanzeiger. Mit dem Neubau wurde die Bahnsteighöhe angepasst, sodas Reisende nivauegleich in die Züge Ein- und Aussteigen können.

Der Fertiggestellte Bahnsteig 2 am 17.07.2016. Zu erkennen die alte Bahnsteigkante zu Gleis 3.

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Der Fertiggestellte Bahnsteig 2 am 17.07.2016. Zu erkennen die alte Bahnsteigkante zu Gleis 3.

Im Oktober des gleichen Jahres kappte die Deutsche Bahn das Gleis 3 des einstigen Einfahrgleises der "Saftbahn" aus Richtung Zörbig und errichtete Fundamente auf dem Bahnkörper der "Saftbahn", um später neue Oberleitungsmasten zu installieren.

Einschalungsarbeiten für die Mastfundamente am 14.10.2016.

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Einschalungsarbeiten für die Mastfundamente am 14.10.2016.


Bahnhof Stumsdorf wird zur Großbaustelle: Über das umfangreiche Vorhaben informierten die Deutsche Bahn und die Stadt Zörbig während einer Bürgerversammlung am 13.08.2018 in Stumsdorf. Nach einer öffentlichen Auslegung genehmigte das Eisenbahnbundesamt im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens die Umbauarbeiten. In Stumsdorf wurden ab 11. Juni 2019 bis März 2020 die Anlagen der Deutschen Bahn modernisiert. Dazu wurde die Bahnstrecke zwischen Köthen und Niemberg komplett gesperrt. Ein neues Stellwerk (Estw) ersetzte das Fahrdienstleiterstellwerk B2 und das Weichenwärterstellwerk W1. Computer und eine Radaranlage übernahmen die Steuerung der Schranken. Zu den Vorhaben gehörten auch die Erneuerung und der Ausbau des Bahnübergangs in der Zörbiger Straße. Die Verlängerung des Bahnsteigs 2 mit einem zusätzlichen, stufenlosen Zugang von der Karl-Liebknecht-Straße aus wurde nicht umgesetzt. Auch der Bahnsteig 1 in Richtung Zörbiger Straße sollte einen weiteren Zugang erhalten; erfolgte jedoch nich nicht. Außerdem stand die Erneuerung von drei Kilometer Gleis, drei Kilometer Oberleitung, zwei Weichen sowie zwei Weichenheizungen auf dem Plan der Deutschen Bahn. Gleis 3 im Bahnhof wurde zurückgebaut, welches bereits ohne Planverfahren 3 Jahre zuvor Segmentweise für neue Oberleitungsmasten gekappt wurde. Der Bahnübergang am Feldweg verschwand mit samt mechanischer Schrankenanlage.


Arbeiten im Nordkopf des Bahnhofes am 18.08.2019.

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Arbeiten im Nordkopf des Bahnhofes am 18.08.2019.


Am 14.02.2023 sprengten Unbekannte am Stumsdorfer Bahnhof gewaltsam den Fahrkartenautomat der Deutschen Bahn. Demnach wurde ein 37-jähriger Anwohner gegen 2 Uhr in der Nacht durch einen lauten Knall aufgeschreckt. Bei einem Blick aus dem Fenster vernahm er daraufhin eine große Rauchwolke in der Nähe des Bahnhofs und begab sich anschließend dorthin. Die Täter konnten in der Folgezeit gefasst werden.

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